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  • weltinbildern

747 Beiträge seit 21.02.2003

Der Film kann sich nicht entscheiden… aber!

Soweit hat Herr Suchsland recht: Der Film kann sich nicht so recht entscheiden ob er nun ein Psychogramm, ein Dokumentarfilm, oder eine Materialanalyse sein will und bietet keine umgreifend neue Perspektive….

Aber ist dennoch sehenswert!
Sein Motto „Was muss vergessen werden, damit man sich erinnern kann?“ bezieht sich auf die 700 Kartons des Riefenstahl Nachlasses mit dem sie ihr Bild für die Nachwelt definieren wollte (und das ist z.T. erstaunlich! Z.B. ein Mittschnitt eines Telefonats mit Albert Speer in dem sie sich austauschen wieviel Honorar man als Ex-Nazi-Promi für Interviews berechnen sollte).

Die filmische Aufbereitung des Archivmaterials ist visuell brilliant ( vom Sichtungsschnittplatz abgefilmtes Material, das sich auf der Leinwand langsam zur Sequenz zusammensetzt, oder Fotoalben und Kartons mit von ihr zusammengestellten Materials).

Die Outtakes aus zahlreichen Interviews in denen es um ihre persönliche Haltung oder Verantwortung als eine der zentralen Staatskünstlerin des NS-Regimes geht, ergeben - durch Slow-Mos & Freeze Frames ein spannendes Psychogramm einer skrupellosen Egomanin.

Was einen aber wirklich sprachlos macht, ist - illustriert durch viele Briefe, Telefongespräche & Anekdoten - die hohe Akzeptanz und Wertschätzung die ihre ästhetisierung des NS Regimes und die Haltung nichts gewusst und für nichts verantwortlich zu sein, erfährt. Für sie war die Shoah, die gnadenlose Verfolgung politischer Gegner, der Vernichtungskrieg ausschliesslich ein unappetitliches Detail, dass ihr persönlich die Karriere versaut hat!

PS:

„Sie konnte nach 1945 keinen einzigen Film drehen, "Jud Süß"-Macher Veit Harlan dagegen 12!“

Hier geht Suchsland Frau Riefenstahls Opfer-Selbstdarstellung auf den Leim. In den 50’ Jahren war die deutsche Filmwirtschaft durchaus bereit einen Riefenstahl Film zu finanzieren… doch bei „Schwarze Fracht“ hat sie es geschafft das gesamte Budget zu verbrauchen bevor die Dreharbeiten überhaupt begonnen hatten und war damit in der Branche „verbrannt“.

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