Es zeigt sich in seinem Werk "Jenseits von Gut und Böse" und "Zur Genealogie der Moral" für mich in klarster Weise, dass Nietzsches Perspektive eine Dimension, Neutralität und nüchterne Distanz entwickelt, die manchen womöglich erschrecken mag. Die katholische Kirche setzte dieses Werk denn auch auf den index librorum prohibitorum. Nietzsche hatte die bis dahin nie wirklich angefochtene geistig-moralische Macht der Religion und Kirche in einer sachlichen Klarheit in Frage gestellt, die das damalige Weltbild grundsätzlich in Frage zu stellen in der Lage war.
Nietzsche ist in diesem Werk gerade auch heute meines Erachtens wieder recht aktuell, da der Begriff der Moral momentan derartig strapaziert und auch missbraucht wird, dass die Nietzsche' Betrachtung dieses Begriffes sehr hilfreich sein könnte.
Friedrich Nietzsche, einen sehr tiefgründigen und feinsinnigen Betrachter der Völker und ihrer Eigenheiten zum Antisemiten zu erklären, halte ich für schlichtweg daneben und unreflektierte ideologische Polarisierung. Hier mag das Klischee der Sippenhaft wohl Einfluß genommen haben, doch als seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche mit den Nazis zu sympathisieren begann, war ihr Bruder schon lange tot.