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  • ALomax

mehr als 1000 Beiträge seit 02.06.2014

Die Frage setzt viel früher an

... denn egal, wie die konkreten Fallzahlen am Ende ausfallen: Das Erste, was mir an dieser Stelle auffällt, ist, dass ALLE gesicherten Zahlen für Corona eindeutig und auf allen Ebenen ein höheres Risiko als bei Masern belegen. Für die Spahn ja bereits durch die Impfpflicht Grundrechte ausgesetzt hat.

Sprich, wenn Masern für Grundrechtseinschränkungen ausreichen, tut Corona das erst Recht. Und wenn Ersteres nicht der Fall war, kann man auch anfangen, aufrichtig über Zweiteres zu diskutieren.

Als der erste Fall akut war, hatte ich nicht viel Lust, mich zugunsten irgendwelcher Impfgegner zu engagieren (die ich doch sehr deutlich in der Spinner-Ecke verorten würde). Aber eine Einschränkung von Grundrechten liegt nun mal objektiv betrachtet in beiden Fällen vor, und man kann das eine nicht ohne das andere diskutieren - denn Grundrechte sind halt nicht dann disponibel, wenn es nur "die Richtigen" trifft.
Ich denke also, unsere Gesellschaft muss erst mal die Frage beantworten, wo die Grundrechte im Vergleich zum "Gesundheitsschutz" tatsächlich stehen. Und da geht die Tendenz halt schon seit Jahren zum Primat der "Gesundheits-Religion".

Und solange ich den Verdacht habe, dass jede Menge Leute, die sich jetzt über die Einschränkung ihrer Freiheiten wegen "Corona" aufregen, vorher ganz froh waren, wenn man den "Impfgegner-Spinnern" die Impfpflicht reingeknallt hat, und auch gerne dabei gewesen wären, wenn man Rauchern, Fetten und Motorradfahrern die Krankenversorgung kürzt (solange sie selbst nicht Raucher, Fett oder Motorradfahrer waren), solange bin ich mir auch nicht sicher, ob wir wirklich eine Grundrechtsdiskussion führen.
Oder ob wir nicht vor allem über Leute reden, denen die Grundrechte im Grunde genauso scheißegal sind wie irgendwelche Corona-Toten - und bei denen die Einschätzung nur davon abhängt, wovon sie sich selbst stärker betroffen sehen.
Wenn einem jetzt plötzlich inmitten der größten Gesundheitskrise seit der Spanischen Grippe (denn das ist Corona unbestritten, auch wieder egal, wie die endgültigen Zahlen ausfallen) die "Grundrechte" einfallen, für deren Einschränkung man sonst seit Jahrzehnten zugunsten von "Gesundheit" und "Sicherheit" jederzeit eine Mehrheit findet, dann fehlt mir da einfach der Glaube an die Aufrichtigkeit dieser Sorge. Es fällt jedenfalls schon auf, dass gerade jetzt so vielen Leute wieder auf ihre "Freiheiten" pochen - bei dem ersten Anlass, der wirklich groß und ernsthaft genug ist, um wirklich über eine Einschränkung von Grundrechten zu diskutieren. Und wo die Einschränkung dieser Freiheiten eben nicht nur für ein paar Minderheiten oder Zufallsopfer spürbar sind.

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