ALomax schrieb am 06.05.2020 23:44:
..., aber für die größte gesundheitliche Bedrohung seit jener Spanischen Grippe halte ich die seit Jahrzehnten andauernde HIV-Pandemie, die Millionen Todesopfer forderte, und gerade diese Infektion hatte anfangs eine Letalität von hundert Prozent, also einst sicheres Todesurteil für alle HIV-Infizierten.
Ich nehme an, das ist ein bisschen wie der Vergleich mit dem Klimawandel - wie vergleicht man Bedrohungen, wenn der eine Fall sich über einen langen Zeitraum "einschleicht", während der andere komprimiert auftritt?
Ich persönlich würde trotzdem Corona als disruptiver einstufen. Für das persönliche Risiko ist ja nicht nur die Letalität ausschlagebend, sondern die muss wiederum mit dem Ansteckungsrisiko multipliziert werden. Das liegt bei AIDS um Größenordnungen darunter. Insofern hatte AIDs nie den realisierten Impakt, den Corona derzeit entwickelt.
Dann darf man den Zwischenschritt zwischen "HIV-infiziert" und "Aidskrank" nicht vergessen. Die Letalität bei AIDS lag bei 100% - aber zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit war der Zeitraum unbestimmt, was durchaus einen Unterschied macht.
Und es drohte auch nicht in dem Maße der Zusammenbruch von Teil-Infrastrukturen mit Risiken über die betroffene Gruppe hinaus, der ja bei jeder Pandemie ein nicht zu unterschätzender Faktor der Bedrohung ist.
Und man darf nicht vergessen, dass selbst auf dem gefühlten Höhepunkt der Krankheit in den 80ern die gesammelten Fallzahlen eines Jahrzehnts davor plötzlich sichtbar wurden, nachdem sich die Krankheit vorher mehr oder minder unbemerkt verbreiten konnte. Sprich, bei AIDS war der erste Peak die Sammlung von zehn Jahren - was wir jetzt haben, ist das Ergebnis von ein paar Monaten.
Und wie die langfristige Schadensabschätzung aussieht, lässt sich auch noch nicht abschätzen. Bis jetzt sieht man nur einen Ausbruch mit heftigeren konkreten Auswirkungen, als sie AIDS sie je zu einem konkreten Zeitpunkt entwickeln konnte. Mag sein, dass Corona bei "kurz, aber heftig" bleibt - aber wenn der Virus mutiert oder die Hoffnung auf dauerhaft wirksame Impfungen sich zerschlägt, mag der Dauerzustand durchaus mit AIDS vergleichbar sein. Nach einem weitaus heftigeren Start.Ich habe den Anfang von AIDs miterlebt und wie er die Gesellschaft verändert hat. Womöglich nachhaltiger, als Corona es tun wird. Trotzdem, aus gesundheitlicher Sicht ... blieb es einfach eine Krankheit. Es bringt ja wenig, allein die Todesopfer über die Jahre zu zählen. Da hätten eh Krebs und Herzinfarkte die Nase vorn. Aber wie die Beispiele in Italien und Spanien zeigen, hat Corona das Potenzial zum Systemsprenger, und da sehe ich keine vergleichbaren Ausbruch in jüngerer Zeit.
Aus meiner Sicht ein Irrtum, denn wie ließe sich "Corona als disruptiver einstufen" (ALomax), gerade wenn doch AIDS so sehr "die Gesellschaft verändert hat. Womöglich nachhaltiger, als Corona es tun wird" (ALomax)? Richtig ist sicherlich, dass AIDS trotz anfangs extremer Letalität für jedes betroffene Gesundheitssystem "nie den realisierten Impakt, den Corona derzeit entwickelt" (ALomax), darstellte.
Trotzdem ist HIV trotz mittlerweile guter Therapiemöglichkeiten bis heute das weitaus gefährlichere Virus, denn gesunden wird man nach derzeitigem Stand niemals mehr, sondern muss psychisch mit einer chronischen und nach wie vor potentiell tödlichen Erkrankung lebenslang klarkommen, während COVID-19 von fast allen Infizierten überstanden wird, wovon viele einen Infekt nicht einmal bemerkten.
Auch der Vergleich von Todesopfern durch HIV mit denen durch Krebs oder Herzinfarkte trägt kaum, weil es sich bei AIDS gerade um eine Infektionskrankheit handelt, während etwa eine Krebspandemie schon begrifflich unsinnig wirkt. Natürlich hat COVID-19 in Italien und Spanien Gesundheitssysteme völlig überfordert, doch warum weiß niemand, denn beispielsweise in Japan bis jetzt zum Glück nicht.
Aus meiner Sicht ist die aktuelle Corona-Panik fast ausschließlich das Produkt gezielter Propaganda!