In den Diskussionen im Vorfeld des Reichsimpfgesetzes von 1874 lehten Wilhelm Hasenclever und Otto Reimers eine allgemeine Impfpflicht ab (Hervorhebungen von mir):
"Kritisch äußerten sich etwa sozialdemokratische Abgeordnete wie Wilhelm Hasenclever und Otto Reimer. Obgleich man nicht grundsätzlich gegen die 'Freiheitsbeschränkung des Einzelnen' im Dienste der 'Volkswohlfahrt' sei, wie Reimer erklärte, liege beim Impfen 'die Sache anders', da der Impfzwang vom eigentlichen Problem ablenke: 'wenn in (…) großen Städten ungeimpfte Kinder in Masse sterben, dann ist es nicht gesagt, dass sie darum gestorben, weil sie nicht geimpft worden sind, sondern man kann den Grund nur darin suchen, dass die schlechte Ernährung und die angestrengte Fabrikarbeit der Mutter es nicht dazu kommen ließ,ein gesundes Kind zu gebären und noch viel weniger zu ernähren'. Aus dieser Diagnose zogen die Sozialdemokraten Konsequenzen, die Wilhelm Hasenclever auf den Punkt brachte: 'es wird so viel Geld für Kriege bewilligt (. . .) gegen die äußeren Feinde; so mögen Sie hier einmal für die Volkswohlfahrt und gegen den inneren Feind, gegen Epidemien, einige Millionen bewilligen'.
Quelle: Malte Thießen, "Vom immunisierten Volkskörper zum 'präventiven Selbst',
Impfen als Biopolitik und soziale Praxis vom Kaiserreich zur Bundesrepublik"
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjSmJrlwZ_pAhWqUBUIHU-pB4YQFjAAegQIAxAB&url=https%3A%2F%2Fwww.degruyter.com%2Fdownloadpdf%2Fjournals%2Fvfzg%2F61%2F1%2Farticle-p35.xml&usg=AOvVaw31t9i0QvrLJZb-p5ED41Vt
Download des Reichsimpfgesetzes von 1874:
https://ia600603.us.archive.org/19/items/39002086341691.med.yale.edu/39002086341691.med.yale.edu.pdf