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  • Leser2015

476 Beiträge seit 19.11.2015

Welche Pandemie darf die Freiheit kosten?

Die Antwort auf die Frage in der Artikelüberschrift, ob "die Corona-Katastrophe vermeidbar" (Schuster) war, hängt entscheidend davon ab, was im Kontext dieser Pandemie als katastrophal betrachtet wird: die Gesundheitsgefahr durch eine neue Infektionskrankheit oder die politische Antwort auf die Gefahr?

Aggressives Nachverfolgen von Kontakten und diese unter Quarantäne zu stellen, ist eines von mehreren Modellen, das sich in Asien bewährt hat. Es ist zumindest eine Alternative zum Lockdown.

Flottillenarzt Dr. med. Christian Haggenmiller [vom German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) an der Führungsakademie der Bundeswehr] – Quelle: https://gids-hamburg.de/das-virus-treibt-die-technologie-zu-hohem-tempo-2/

Hier sollte jede Kritik an der politischen Reaktion auf die Epidemie ansetzen, wenn man die eigentliche Katastrophe im freiheitsfeindlichen Lockdown sieht, der in der Menschheitsgeschichte wohl beispiellos sein wird, zumal wenn man daneben die überschaubare krankheitsbedingte Mortalität durch COVID-19 ins Verhältnis zu historischen Quarantänemaßnahmen gegen deutlich todbringendere Epidemien setzt.

Schon die ersten Meldungen aus China sprachen schnell dafür, dass die nationale Gesundheitsgefahr durch COVID-19 statistisch irgendwo zwischen einst durch die Influenzaviren der Spanischen Grippe sowie der Grippesaison 2017/18 ausgelösten schweren Krankheitsverläufen liegen dürfte – und daher manch Gesundheitssystem überfordern könnte. Die historisch beispiellosen Kontaktbeschränkungen für absolut gesunde und unmittelbar weder ansteckungsgefährdete noch für andere gefährliche Bürger resultierten einzig aus der politischen Sorge vor dem Kollaps des Gesundheitssystems, nicht aus der menschlichen Angst vor einer besonders tödlichen Erkrankung, was für COVID-19 gewiss nicht zutrifft.

Zumindest in Deutschland ging für die Politik die Katastrophe von der fast völlig gesunden Bevölkerung aus, die wie früher ein Schiff mit einigen Fällen von Pest komplett unter Quarantäne gestellt, also von der gesunden Hafenbevölkerung ferngehalten wurde, wobei aber wohl zwischenmenschlicher Kontakt weder im Quarantänebereich noch im Hafen damals verboten war, sondern auf eigene Gefahr erfolgte – heute hingegen bewegt Politiker nicht mal die Rettung von Leben, nur die des Gesundheitssystems!

Und aus meiner Sicht trägt jeder erwachsene, mündige Bürger ein allgemeines Lebensrisiko, das der Staat weder übernehmen kann noch darf, was unter Erwachsenen gar viele irrationale, einvernehmlich selbstgefährdende Handlungen umfassen muss, denn andernfalls agiert ein Staat autoritär übergriffig.

Zu der im Artikel aufgeworfenen Frage der Pandemieprävention ist das verlinkte Interview mit Christian Haggenmiller schon allein deshalb interessant, weil man erfährt, was bereits alles existiert, allerdings wird es letztlich doch auf die Eigenarten jeder neuen Infektionskrankheit ankommen. Vermutlich sind Pandemien durch Erkrankungen mit relativ langer Inkubationszeit, während der Infizierte hochinfektiös sein könnten, prinzipiell nicht zu verhindern, weil man in solchen Fällen die Gefahr durch einen neuen Erreger immer viel zu spät bemerken wird, wofür HIV-Infektionen ein tragisch gutes Beispiel darstellen.

Während mir Bill Gates' bisheriges Engagement über seine Stiftung, gerade mit Blick auf HIV in Afrika, eigentlich immer sehr sympathisch war, so stellt sich inzwischen doch auch die Frage, wie er es denn als jedenfalls nicht demokratisch gewählter, privater Aktivist mit Datenschutz und Freiheitsrechten hält.

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