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  • Georg Philipp Burth

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Re: "Das Ding muss echt sein zumal der Stiel noch ganz feucht war....."

Stefan Korinth schrieb am 11.07.2016 01:33:

Ein Teil des Axtstiels wurde vom Institut für Nukleartechnik der Uni Sao Paulo mit der C-14-Methode datiert. Ergebnis: Der Stiel wurde in der Zeit zwischen 390 und 530 n.Chr. von einem lebenden Baum getrennt. Und zwar von einem Baum aus dem Amazonasregenwald (Chlorophora Tinctoria), das wiederum hat das Institut für Holzkunde derselben Uni nach Holzvergleichen festgestellt. Der Stiel wurde dann falsch herum in die Axt eingefügt.
Andere Experten der Uni untersuchten auch noch die Patina, das Metall und die Art des Gusses. Die Patina hatte sich sogar schon in das Holz eingefressen. Der Fund ist nachgewiesenerweise keine Fälschung. Die Axt besteht aus Messing, was Indianer den Angaben zufolge nicht kannten.

bisher haben wir also sicher:
- das Holz ist ca. 1600 Jahre alt
- das Holz ist aus dem Amazonasgebiet
- ins Holz eingefressene Patina (ob "echt" oder "unecht" ist unklar)
- der Axtkopf ist aus Messing
- der Stil des Axtkopfes ist "europäisch"
aber auch
- die Axt wurde *so* sicher nicht genutzt (Stiel falsch eingefügt)

Damit ist aber weder bewiesen, dass die Axt aus dem 4. Jahrhundert stammt, noch dass der Axtkopf vor 1492 Südamerika erreichte, noch dass die Axt in Südamerika zusammengefügt wurde.

Eine mögliche Erklärung: Zwischen 1492 und heute wurde der Axtkopf (z.B. in Form einer Axt eines Handwerkers/Schiffszimmermanns/Soldaten) nach Südamerika gebracht. Dann verfaulte der ursprüngliche Stiel, aus einem anderen Holzstück wurde ein neuer Griff eingefügt.
Wenn das "früh genug" passierte sollte auch eine Patina entstehen und sich ins Holz einlagern bzw. dieses angreifen. Damit wären also Stiel, Axtkopf und Patina "echt", ebenso der Fund keine Fälschung. Dennoch wäre die Axt "an sich" eben kein Beweis für "Kelten in Südamerika".

Eine andere Möglichkeit ist natürlich immer die Fälschung. Auch hier kann der Fälscher "echte" Gegenstände verwenden (wird z.B. beim Fälschen alter Drucke mit Papier aus der Zeit gemacht) und ggf. Patina etc fälschen (siehe falsch "antike" Möbel).

Um ein Beispiel aus der Archäologie zu bringen: der Piltdown-Mensch wurde zusammengesetzt aus einem Menschenschädel aus dem Mittelalter, einem mehrere hundert Jahre alten Orang-Utan-Kiefer und fossilen Schimpansen-Zähnen. Also alles "echt alte" (wenn auch nicht alt genuge) Knochen - und dennoch eine Fälschung (die zudem noch chemisch auf "uralt" getrimmt wurde).

Die Analysen zeigen, die Axt ist seit mindestens 1500 Jahren in Südamerika, wurde aber mit Techniken und Bestandteilen der Alten Welt gefertigt. Und sie zeigt ja immerhin ein gehörntes Tier, das es in Südamerika auch nicht gibt.

Gibt es außer den oben genannten Belegen auch tatsächlich Beweise, dass die Axt *so wie sie gefunden wurde* 1500 Jahre alt ist - oder gibt es nur Belege oder Hinweise für die Einzelbestandteile? Was sagt eine chemische Analyse des Axtkopfes?

Das und noch weitere Infos zur Axt sind bei Giffhorn zu lesen, in dessen Buch wurde der Fall nämlich erstmals veröffentlicht.

Also von jemandem, der ein Interesse daran hat, sie als "echt" anzusehen. Damit kein Beleg.

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