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  • Thioman

190 Beiträge seit 06.01.2021

Guter Artikel - bis auf den Punkt der Verantwortung der EU-Staaten

Generell waren die Artikel von Ralf Streck vorausschauend, der hat auch schon vor einem Jahr über die kommende Inflation geschrieben.
Insofern lesenswert. Ein Aspekt sehe ich aber anders

Sie hat mit dem "Transmission Protection Instrument" (TPI) sogar ein neues Kaufprogramm für Anleihen aufgelegt. So kann Inflation allerdings kaum bekämpft werden. Nötig ist das TPI wiederum, weil die EZB mit der Zinsnormalisierung mehr als zehn Jahre gewartet hat und die erkaufte Zeit nicht für Reformen genutzt wurden.

Die EZB befindet sich deshalb selbstverschuldet in einem Teufelskreis, da die Verschuldungen von Schuldenländern mit der Corona-Krise weiter ausgeufert sind. Die Eurokrise könnte mit schnell steigenden Zinsen für Staatsanleihen also schnell zurückkehren, wie es am Fall Italien auch im Juni schon zu sehen war.

Es stimmt nicht, dass die EZB das alleine selbst verschuldet hat (indirekt erläutert Streck das auch, aber das Wording ist falsch). Dazu haben mindestens genauso die EU-Staaten beigetragen, weil sie die letzten Jahre zuwenig genutzt haben um einerseits nötige Reformen auf den Weg zu bringen und andererseits die strukturellen Aspekte im Euro-Raum nicht gelöst haben, die den Euro gefährden.
Dies sind: Gemeinsame Haushaltspolitik, Vereinheitlichung von Steuer-,Renten-,Sozialsystemen, Gemeinsame Euro-Bonds, abgestimmte Energiepolitik etc. etc. Alles das braucht man, um den Euro auf sichere Füße zu stellen. Da aber jeder Staat weiter sein Süppchen kocht, und man sich im Zweifel lieber gegen die EU stellt (Polen, Ungarn), wurden und werden grundlegende Fehlkonstruktionen nicht behoben.

Daran hat die EZB keine Schuld. Sie versucht diese Probleme zu kitten.
Und ja, macht dabei Fehler bzw. generell eigene Fehler (z.B. zulange mit Leitzinserhöhungen zu warten).

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.11.2022 14:06).

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