1. Man hat den Zentralbanken die Aufgabe der Inflationssteuerung übertragen auf Basis der Inflationstheorie der komplett widerlegten neoklassischen Volkswirtschaftslehre. Es handelt sich dabei um die Quantitätstheorie mit zwei unrealistischen Prämissen. Danach ist Geldmengenerweiterung = Inflation. Das stimmt natürlich nicht und deswegen können die Zentralbanken ihre Aufgabe nicht so wie gedacht erfüllen.
2. Die Banken in England, USA, Eurozone schwimmen wegen den Anleihekäufen in Zentralbankgeld, die müssen sich von den Zentralbanken kein Geld zum Leitzins leihen. Die Leitzinserhöhungen haben daher keine Auswirkung auf die Kreditzinsen.
2. Dennoch werden die Zinsen steigen, da die Banken, wenn es die Konkurrenzsituation zulässt, nach einer einfachen Formel vorgehen: Nominalzins = Realzins plus erwartete Inflation.
3. Die Leitzinserhöhungen haben daher nur einen psychologischen Effekt. Man will sagen, wir haben das Problem erkannt und können und wollen etwas dagegen tun. Man hofft also, dass die Inflationserwartungen gedämpft werden.
4. Die Vorstellung der EZB man müsse die Leitzinsen erhöhen um den Spread zu den Zinsen in den USA verringern, um damit Carry-Trades unattraktiv zu machen, kann man gleich vergessen. Das Geld wandert aus der Eurozone ab, weil die Anleger zu Recht davon ausgehen, dass die Energieproblematik bei uns zu einer scharfen Krise führt.
5. Wenn man Frau Lagarde als Chefin der EZB bezeichnet, dann will man den Eindruck erwecken sie könne die Geldpolitik in der Eurozone bestimmen. Das ist jedoch nicht der Fall. Darüber entscheidet der EZB-Rat, indem gemäß der Satzung der EZB abgestimmt werden muss. Die EZB-Präsidentin hat da auch nur eine Stimme und keine Richtlinienkompetenz, wie z.B. der deutsche Bundeskanzler im Bundeskabinett. Im EZB-Rat sitzen auch keine ressortfremden, der Parteidisziplin unterworfenen Abnicker, sondern Leute mit überwiegend mehrere Jahrzehnte langer Erfahrung.
Wenn man gesehen hat, wie Lagarde auf ihren ersten beiden Pressekonferenzen geschwommen ist, dann kann man davon ausgehen, dass ihr der EZB-Rat sagt was zu tun ist und nicht umgekehrt.