Ansicht umschalten
Avatar von Axel Farr
  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Re: für mich war 2022 das Entscheidungsjahr

Ich stimme Dir im Grunde zu, gebe aber noch folgendes zu bedenken:

Die westlichen Unterstützer der Ukraine haben in der Vergangenheit schon mehrfach deutlich gemacht, dass sie auch bereit sind, Schritte zu gehen die vorher abgelehnt wurden, weil man vermutlich Russland nicht zu sehr bluten lassen wollte.

Analysiert man den Kriegsverlauf und die Unterstützung, die die Ukraine bisher erhalten hat sowie die Aktionen Russlands dann kommt man zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass dahinter auch eine Strategie steckt: Der Krieg darf für die Ukraine nicht verloren gehen, aber man hat sich 2022 und auch 2023 gescheut, der Ukraine die Mittel an die Hand zu geben, den Krieg schnell für sich zu entscheiden.

Auch wenn die Ukraine im Moment der Kriegsteilnehmer mit den geringeren Reserven zu sein scheint: Russland wird diesen Krieg nicht gewinnen, was aber vor allem auch daran liegt dass Russland unbedingt die gesamte Ukraine bezwingen will (Kriegsziel "Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine", den Ukrainern ist halt spätestens seit Butscha klar geworden, dass es dabei um einen geplanten Genozid geht).

Ich für meinen Teil vermute, dass man in der NATO seit dem russischen Einfall in die Ukraine 2022 Russland für so gefährlich hält, dass man lieber den Krieg in der Ukraine zu- und weiter laufen lässt damit die russische Armee beschäftigt ist.

Ist der Krieg zuende oder wird er durch einen Waffenstillstand beendet, dann bleibt auf russischer Seite ein kampferprobter Militärapparat mit weit über 1 Million Soldaten übrig. Russland soll sich aber bis dahin wenigstens so verausgabt haben, dass es kein NATO-Mitglied mehr angreifen kann. Das ist scheinbar die Kalkulation. Leid tut es mir nur um die vielen Ukrainer und Russen, die diese Politik mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben bezahlen müssen.

Aus strategischer Sicht hat Russland den Krieg bereits verloren: Es ist so viel zerstört und so viele Menschen sind verletzt oder getötet worden, dass auch bei einer instantanen Erfüllung der russischen Wunschträume (äh, ach ja, Putin nennt es immer noch "Kriegsziele") der "Return of Invest" ausbleiben würde. Russland und seine Bevölkerung hätten so viel wieder aufzubauen, dass es Jahrzehnte dauern würde das aus eigener Kraft zu machen - auf Hilfe aus Europa wird Russland dann nicht rechnen können.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten