Bea schrieb am 04.11.2023 14:26:
ich bitte für meine Penibilität um Verzeihung aber die Recherche des WDR und des einstmals ausgezeichneten Deutschlandfunks lassen leider in letzter Zeit zu wünschen übrig.
Das Wort kommt aus dem Russischen und bezieht sich auf die Massentötungen von Juden zunächst im Königreich Polen durch "ukrainische" Bauern und Saporoger Kosaken um 1760-1780. Im Rahmen der "Hajdamaken-Aufstände" im Vorfeld der ersten polnischen Teilung wurden in Galizien und Wolynien aber auch der Bukowina gezielt Juden ermordet.
Die Massentötungen drohten sich auszuweiten, so dass die Zarin Katharina eingriff. Nach den Teilungen Polens kam es immer wieder nun im zaristischen Russland aber derselben Region gezielt zu Judenmord. Es waren auch Adlige aus Polen und nunmehr russische offiziere, die ab 1903 die "Protokolle der Weisen von Zion" publizierten, eine besonders widerwärtige Hetzschrift, die aber bis heute auch in der Hamas gerne zitiert und verbreitet wird.
Pogrome sind soziologisch in die "Riots" einzuordnen, also grundsätzlich Angriffe gegen eine Gruppe und deren Eigentum und deren Frauen. Die Riots richten sich aber gegen "ethnische" Gruppen, nicht gegen Religion. Im königreich Polen, Habsburg und dem zaristischen Russland richteten sich Pogrome gegen die religiös-kulturell geschlossene Gruppe der Juden und nur gegen sie.
Der WDR und der DLF relativieren ja gerne Gewalt gegen Juden und vermischen sie mit Riots oder Massakern. Massaker können im Gegensatz zu Massentötungen und ethnischen vertreibungen gerade von nicht staatlichen Akteuren begangen werden also meist Söldnern. Im Konflikt in Ruanda ging es einer Gruppe darum, ihre alte Stellung als erste nation wiederherzustellen, daher hat sie massentötungen inszeniert.
Genozide hingegen verlangen staatliche Akteure und gezielten Mord. Das trifft nur auf Juden und Armenier zu.
Übrigens sind alle diese Verbrechen abscheulich.
Nun ja,
jeder darf letztendlich das Wort "Pogrom" definieren, wie er oder sie oder ersie Lust hat.
Und ob man die Gräueltaten nun Pogrom nennt oder Butterblumenwiesenfest, das ändert nichts an der Tatsache, dass da Gräueltaten begangen wurden.
Jedenfalls wurden und werden ganz allgemein eben mehr als nur Ausschreitungen gegen Juden als "Pogrom" bezeichnet. Eben auch die Vorfälle in Lichtenhagen.
Du darfst das natürlich handhaben wie immer du magst. Schließlich gibt es keine "Sprachpolizei" und keine Hoheit über die deutsche Sprache...