Arutha schrieb am 03.10.24 10:35:
Karl Sten schrieb am 03.10.2024 00:27:
Soweit ich das Beurteilen kann ist Deutschland weltweit eines der wenigen Länder - vielleicht auch das Einzige, die eine Gedenkultur zu den eigenen Verbrechen hat. Das finde ich auch in Ordnung und es hat auch zur Normalisierung der Beziehungen mit unseren Nachbarn geführt.
Andere Ländern leisten sich diesen Luxus nicht.
Japan hat wegen der fehlenden Aufarbeitung seiner Verbrechen immer noch ausgesprochen schlechte Beziehungen zu der VR China, aber auch beiden Koreas.
Russland wiederum hat keine Freunde mehr in Europa weil es für seine Verbrechen vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg keine Verantwortung übernommen hat. Sei es nun der Überfall auf Finnland, Polen, Estland, Litauen oder Lettland - kein Wort des aufrichtigen Bedauerns oder der Wiedergutmachung. Weder für Katyn noch für den Holodomor.
Schaue ich mir zum Frankreich an - dort wird zwar an die Siege Napoleon gedacht - aber nicht an seine Verbrechen (und da kommen auch einige zusammen obwohl Napoleon auch nicht die Allenschuld hat). Ich glaube für die Verbechen hat sich Frankreich auch nie für entschuldigt.
Es gab auch eine Zeit wo Deutschland Opfer seiner Nachbarn war. Im dreissigjährigen Krieg wurde ungefähr 1/3 der deutschen Bevölkerung ausgelöscht, dass wären bei damals 18 Millionen Deutschen rund 6.000.000 Tote Deutsche. Gibt es hier eine Gedenkkultur in Österreich, Schweden, Frankreich, Niederlande und Spanien für die deutschen Opfer? Eher nein?
Gedenkt man in Österreich an die Verbrechen in Magdeburg und legt dort Kränze am 20. Mai nieder?
https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburger_Hochzeit
Daher stellt sich auch die Frage - wie lange sollte eine Gedenkkultur dauern? Da würde mich mal Eure Meinung interessieren.
a.) bis der letzte Täter gestorben ist
b.) bis das letzte Opfer gestorben ist
c.) 100 bis 200 Jahre
d.) unendlichIch glaube du siehst das nicht richtig. Niemand leistet sich irgendetwas. Der Punkt ist einfach... Der Sieger schreibt die Geschichte. oder wie Winston_Churchill es ausdrückte. "Die Geschichte wird gnädig mit mir sein, ich habe vor sie selbst zu schreiben."
Deutschland hatte einfach keine andre Wahl als alle Schuld anzuerkennen, und die Schuld andere zu negieren.
Russland hat die Wahl. Frankreich, GB, die USA auch.
Besonders deutlich wird das Problem in der Türkei. Diese haben den Ersten Weltkrieg verloren, was sie zu Schuldigen(Armenier ) macht. Kurz danach haben sie aber unter Atatürk den Krieg gewonnen, was ihnen die Möglichkeit gibt Ihre eigene Geschichte zu schreiben.
Das Deutschland im Vorauseilenden Gehorsam sogar die Schuld am ersten Weltkrieg auf sich nimmt, sowie Völkermorde in Afrika ist noch ein anderes Thema.
Mich imponiert in den Zusammenhang Tschechin . Die haben die Wahl, haben sich trotzdem zu ihre Schuld bekannt, und arbeiten auch auf. Nicht schlecht.
Ist aber die absolute Ausnahme.
Das sehe ich anders. Politiker wie Adenauer, Heuss und Schumacher waren ganz einfach entsetzt darüber, was im deutschen Namen gemacht worden ist. Gerade bei den Politikern, die noch Kaiserreich und Weimarer Republik aktiv erlebt haben gab es einige sehr anständige Leute.
Und Willi Brandt hatte sicherlich keinen Auftrag der Amerikaner mitten im kalten Krieg seinen Kniefall in Warschau zu machen. Und die dumme Stasi setzt ihm dann noch einen Spion ins Kanzleramt.
Und welcher Politiker hat bitteschön die Schuld für den 1. Weltkrieg anerkannt?
Was die Völkermorde in den deutschen Kolonien in Afrika betrifft. Haben die statt gefunden oder haben die nicht stattgefunden? Und wer soll uns zur Anerkennung gezwungen haben?
Unsere belgischen Nachbarn haben im Kongo viel heftiger gewütet - trotzdem zwingt sie keiner dazu in Sack und Asche zu gehen.
Nein, was du versuchst, ist Deine Theorie zu untermauern, dass alles in Deutschland fremd gesteuert wird. Damit negierst Du die eigene Verantwortung, weil es sind ja immer andere Schuld.
Wobei manche Deutsche versuchen in allen Dingen die Größten zu sein - so auch die schlimmsten Verbrecher.