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Avatar von hdwinkel
  • hdwinkel

mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.2012

Brinkmanship oder Politik am Rande des Abgrunds

Einen Sieg einer der Seiten halte ich für unwahrscheinlich, ebenso einen Friedensvertrag, da die Positionen der Kriegsparteien zu weit auseinanderliegen.
Bleibt eigentlich nur das Zurückfahren des Krieges in einen niederer Intensität, also praktisch ein Einfrieren.
Nur gibt es dafür ebenfalls momentan zumindest keine Anzeichen. Weder wird über einen Waffenstillstand auch nur gesprochen, noch nimmt die Intensität beobachtbar ab.
Woran liegt das?

Meine Vermutung ist, dass beide Kriegsparteien, also sowohl Russland, als auch die Nato mit ihrer ukrainischen Armee (bezogen auf die Finanzierung, Ausbildung, Bewaffnung und logistische Unterstützung) praktisch dieselbe Gewinnstrategie verfolgen - Brinkmanship
siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Brinkmanship
also

die Fähigkeit, bis zur Ultima Ratio zu gehen, um den Gegenspieler zum Nachgeben zu bewegen – also sinnbildlich mit dem Gegenspieler zusammen bis zum Rand eines Abgrunds zu gehen, wodurch der Gegenspieler aus Angst vor dem gemeinsamen Absturz zum Nachgeben gebracht werden soll

Für die Strategie Russlands ist das offensichtlich, was allein die Verweise auf das eigene Atombombenpotenzial belegen, ganz praktisch aber die Ausschaltung der ukrainischen Energieversorgung.
Aber auch der Westen scheint keine andere Strategie zu kennen, mit seiner schrittweisen Erhöhung des Risikos, bis hin demnächst F16 Bomber, die ja tatsächlich Atombomben tragen könnten.

Problematisch ist dabei, dass diese Strategie in einem allumfassenden Desaster nicht nur enden kann, sondern wird, falls beide Parteien meinen, mit dieser Strategie zu gewinnen. Und das bedeutet gerade das, was der Autor sagt - ein umfassender Krieg in Europa.

Noch schlimmer, es fehlt beiden Kriegsparteien nicht nur eine Alternative oder wenigstens eine Exitstrategie.Jegliche Reaktion, z.B. das Insspielbringen eines Waffenstillstands, wird automatisch als ein Nachgeben im Brinkmanship interpretiert und damit praktisch unmöglich gemacht.

Keine guten Aussichten. Vielleicht helfen ja die Zivilgesellschaften. Nur fehlen auch hier mittlerweile die Korrektive, z.B. Journalisten, die wenigstens rational handeln und nicht werteüberzeugt mit in den nächsten großen Krieg schlafwandeln.

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