Ich behaupte mal ganz frech, dass sie noch im Amt wäre, wenn
– sie ein Mann wäre oder
– CDU oder CSU angehörte oder
– z. B. Scheuer hieße
Ihr Rücktritt kam spät.
Letztlich ist die ganze Sache aber kein wirklicher Skandal. Ihre Gründe kann man akzeptieren, allerdings ist die Art und Weise, wie sie kommuniziert wurden, inakzeptabel. Und natürlich stellt sich die Frage, ob ein(e) Politiker(in) mit derartigen familiären Hintergründen überhaupt ein Ministeramt bekleiden sollte. Die Belastungen dürften unvereinbar sein, wobei der Schlaganfall ihres Mannes natürlich nicht vorhersehbar war und damit eine neue Belastungssituation entstand. Da hätte sie für Vertretung sorgen müssen.
Frau Schwesig fiel auch länger und öfter als Ministerpräsidentin aus, da sie an Krebs erkrankte, aber sie sorgte für Vertretung, kommunizierte transparenter und es gab keine Flutkatastrophe. Dass ein Politiker, eine Politikerin nicht immer voll das Amt führen kann, ist also nicht unbedingt nachteilig. Bei manchen wäre es sogar besser.
Hätte wäre wenn ...
Hätte sie sich aus dem Urlaub gekümmert und sich per Computer an allen Besprechungen beteiligt und hinterher nicht darüber gelogen, wäre ihr wohl weniger vorzuwerfen. Entscheiden kann man auch aus der Ferne. Man muss sich nicht vor Ort blicken lassen, dort mit einem Tross herum stehen und dumm grinsen oder sogar lachen, wie Luschet das tat. Sowas hilft niemandem.
Alles in allem ist das Ganze ein peinliches Kommunikationsversagen im Kreise der Ministerin. Und natürlich ein menschliches. Angefangen beim Urlaub, während andere Menschen kein Haus, Hab und Gut mehr haben, Angehörige verloren.
Aber mir fallen da spontan andere Kaliber aus der Politik ein, die solche Peinlichkeiten und solches Versagen einfach mal wegignoriert haben und so Wahl um Wahl überstanden, weder zurücktraten noch zurückgetreten wurden. Und noch nicht mal ein Schuldbewusstsein hatten. Siehe Scheuer.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.04.2022 09:28).