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  • Muharem Kurbegovic

205 Beiträge seit 15.05.2002

Gleichheitsunfug nur in post-christlichen Gesellschaften

Es ist dies das Erbe des Christentums nämlich:
"Alle Menschen sind gleich" bedeutet im Grunde: "gleich schlecht".

Nietzsche hat das schön formuliert, ich kann das nicht so gut:

Nachlass 1 [66]
"Die Menschenliebe des C h r i s t e n , welche keinen Unterschied macht, ist erst möglich bei der fortwährenden Anschauung Gottes, im Verhältniß zu dem die Rangordnung zwischen Mensch und Mensch verschwindend klein wird, und der Mensch selber überhaupt so unbedeutend wird, daß die Größenverhältnisse kein Interesse mehr erregen: wie von einem hohen Berge aus Groß und Klein ameisenhaft und ä h n l i c h wird. — Man soll diese
G e r i n g s c h ä t z u n g des Menschen überhaupt nicht übersehen, welche im christlichen Gefühle der Menschenliebe liegt: "du bist mein Bruder, ich weiß schon, wie es dir zu Muthe ist, was du auch seist — schlecht nämlich!" usw. Thatsächlich ist ein solcher Christ eine äußerst zudringliche und unbescheidene Art."

Das klassische Menschenbild, bzw. das Denken und Handeln der "bösen" Gründer von Staaten und Gemeinschaften (welche jetzt verfallen) ist anders (wieder Nietzsche):

Nachlass 1 [56]
"O b j e k t i v , hart, fest, streng bleiben im Durchsetzen eines Gedankens — das bringen die Künstler noch am besten zu Stande; wenn Einer aber Menschen dazu nöthig hat (wie Lehrer, Staatsmänner usw.) da geht die Ruhe und Kälte und Härte schnell davon. Man kann bei Naturen wie Cäsar und Napoleon etwas ahnen von einem „interesselosen" Arbeiten an seinem Marmor, mag dabei von Menschen geopfert werden, was nur möglich. Auf dieser Bahn liegt die Zukunft der höchsten Menschen: die größte Verantwortlichkeit tragen und nicht daran zerbrechen. — Bisher waren fast immer Inspirations-Täuschungen nöthig, um selbst den Glauben an s e i n Recht und seine Hand nicht zu verlieren."

Frage: Wo ist die Bruchstelle bei der weiteren Schwächung und Zersetzung der herkömmlichen Werte, der herkömmlichen Sprache, der herkömmlichen Sitte, auf deren Basis die erfolgreichen westlichen Gesellschaften beruhen. Ab wann zerlegt sich die Gesellschaft in Gruppen und ab wann wenden diese sich offen gegeneinander. Um wieviele Jahre sind uns die USA voraus?

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