Levski schrieb am 20.06.2020 15:09:
Ja, die Klassengesellschaft war mal eine Zeit lang etwas durchlässiger, so etwa zwischen 1968 und 1978. Da wurden Fachkräfte gebraucht und auch der Geist war etwas freier.
Die Klassengesellschaft ist immer noch durchlässig. Aber anscheinend wollen weniger die Mühen, Blut, Schweiß&Tränen zum Austieg in Kauf nehmen. Und die waren früher auch nötig. Irgendwie glauben viele, sie würden was geschenkt kriegen. Lieber was mit Medien machen als Maschinenbau oder Informatik studieren. Ist einfacher, bringt aber später weit weniger Kohle.
Aber selbst damals waren die Aufstiegsmöglichkeiten begrenzt. Finanziell ging es schon, aber kulturell war man damit noch lange nicht in der Oberschicht angekommen. Es gibt eine ganze Generation von diesen Aufsteigern, die es finanziell geschafft haben, aber geistig in ihrer eigenen Blase stecken geblieben sind.
Das man einen Menschen zwar aus der Gosse holen kann, die Gosse aber nicht aus dem Menschen ist bekannt. Ein sozialer und kultureller Aufstieg geht nur über Generationen und erfordert, daß eben Eltern ihre Kinder auf diesen Aufstieg schicken - zB durch das Lehren von Verhaltensweisen, die sie selbst nie richtig gelernt haben. Praktisch eine Segregation von der eigenen Herkunftsklasse. Und sowas ist schwer. Vielleicht sogar schwerer als ökonomischer Erfolg.