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  • Hagjo1

mehr als 1000 Beiträge seit 11.11.2021

2 Kontexte...

...als der letzte Brief bin Ladens erschien, erschien er im Kontext der El Kaida und beleuchtete die Beweggründe und die Motivation dieser Terrororganisation.
Nach 21 Jahren wird der Link zur Übersetzung dieses Brief gelöscht, weil er seid dem 07.10.23 im gleichen Wortlaut in einen ganz anderen Kontext steht.

Wenn der Brief damals die völlig kruden, menschenverachtende Motivation, eines den Islam als Religion vergewaltigenden, politisch islamistischen Alleinherrschaftsanspruch abbildete und jegliche Gewalt für dieses Ziel rechtfertigte...
... dann ist er heute -im gleichen Wortlaut- zunehmend eine Bestätigung für islamistischen Antisemitismus und dem Anitiamerikanismus der politikverdrossenen Montagsdemonstranten.

Und da sehe ICH durchaus eine völlig nachvollziehbare und ausreichende Begründung, diesen Artikel -nach 20 Jahren- vom Netz zu nehmen.

Eigentlich sollten wir nicht darüber diskutieren, wieso ein Mainstreammedium den Artikel vom Netz nimmt, sondern über die Gründe, wie sich so ein Brief in 20 Jahren ohne jegliche Wortänderung kontextual so ändern kann...
...wieso war der Brief 20 Jahre lang ein historisches Dokument für das Terrorregime der El Kaida, während es heute auf islamistischen Demo`s als Vermächtnis Bin Ladens "für den gerechten Kampf" gegen USA und Israel mitgeführt wird?

Für mich sollte der Artikelinhalt keine Medienkritik sein, sondern ein knallharter Spiegel für den Niedergang unserer Informationsgesellschaft.
Bin Ladens Brief kann man -nach wie vor- einsehen und eine Debatte darüber -auch nach 20 Jahren- gerne führen, aber dann im Zusammenhang mit den Ereignissen der gesamten letzten 25 Jahre und nicht der letzten 25 Tage.

Der gelöschte Brief ist ein klassisches Beispiel dafür, dass ein Mainstreammedium nicht den veränderten Kontext beeinflußt hat, sondern nur darauf reagiert.
Und mein persönlicher Verdacht zum Artikel: Wenn er sich lieber auf die Kritik bezügl. eines gelöschten Links eines Mainstreammediums konzentriert, als auf die Ursache des gewandelten Kontexts, dann scheint ihm die Frage, ob so ein Artikel nicht defacto ein (un)bewußter Beitrag zur Förderung dieses Kontextwandels ist, entweder nicht in den Kopf gekommen zu sein, oder sie ist ihm völlig egal, oder noch schlimmeres!

Wie dem auch sei... ...für mich ist es hauptsächlich ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft, wenn der Brief Bin Ladens es schafft, sich kontextbezogen in 20 Jahren um 180 Grad zu drehen. Und in dem Brief geht es nicht um Aktienkurse, sondern um die Rechtfertigung von Gewaltherrschaft und Genozid... ...seid 20(!!!) Jahren.
Niemand -erst Recht kein medienkritischer Bürger- kann sich -auch nicht mit Verweis auf "The Guardian", oder "TP"- von einer Mitschuld freisprechen, wenn er so einen Kontextwandel mitmacht!!!!

Ich habe es völlig satt, irgendeinem politikverdrossenen wohlverweichlichten Antidemokraten, einem linken, rechten, islamistischen Antisemiten, oder einem ultranationalen Israelbürger oder Siedler im Westjordanland irgendein Futter für die Rechtmäßigkeit seiner Meinung zur Verfügung zu stellen. Dieses Sättigungsgefühl sehe ich beim Autor nirgends!

In Gaza sterben gerade Zivilisten, u.a. die Hamas ruft die Ausrottung Israels aus... ...und einem TP-autor fällt nichts anderes dazu ein, als im Zusammenhang den gelöschten Brief Bin Ladens durch den Guardian als Anlass zur Kritik an den Mainstreammedien zu nehmen.
Würde er doch einfach mal die Debatte, die er dadurch verhindert sieht, mal selbst anstossen...
...tut er aber nicht!

Ich brauch keine Medien, die in Sachen Ukraine, Corona, Klima, Israel eigentlich nichts anderes machen als die Debatten darüber einseitig zu kritisieren... ...ich glaub auch nicht, dass sonstwer solche Medien braucht!?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.11.2023 20:28).

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