Mag sein, dass ich mich täusche, denn meine Vermutung betraf die Zukunft, und über die kann man wenig wirklich wissen.
Kaum bestreitbar sein dürfte dagegen, dass die AfD eine Phase der Radikalisierung hinter sich hat. Da wurden Leute wie Lucke abgeworfen, später sogar Leute wie Petri.
Und ebenfalls kaum bestreitbar ist, dass jemand wie Höcke nicht dem moderaten Flügel der AfD angehört, und er verschafft sich Gehör.
Dabei ist der Begriff "radikalisieren" ja eigentlich noch gar nicht so schlimm. Er heißt ja eigentlich nur, einer Sache "an die Wurzel" gehen, sie auf ihre Essenz reduzieren, nicht politisch korrekt herumreden oder verwässern. Negativer wäre die Einschätzung "extrem(istisch)" gewesen.
Wir werden sehen, was kommt.
Ich würde den Eintritt in eine Partei nicht als Lösung von gesellschaftlichen Problemen ansehen. Nicht bei der AfD und nicht bei den Linken. Und woanders schon gar nicht. Innerparteilich herrscht noch weniger als gesamtgesellschaftlich Demokratie. Es gibt nicht umsonst den Slogan "Feind, Todfeind, Parteifreund". Wenn die Partei irgendwelchen Mist macht, wird man als Parteimitglied von der Welt als Mitverursacher dieses Mists angesehen. Und was ich für gar keine gute Idee halte, ist, die Welt für ihre Dummheit mit etwas bestrafen zu wollen, das die Welt ebenfalls für dumm hält, unabhängig, was ich davon halte. Denkt man sich von der AfD nationalistisches, islamfeindliches und xenophobes Gedankengut mal weg, dann bleibt möglicherweise mehr kritischer Geist gegenüber Spießertum, Regierung und Nato übrig als in anderen Parteien. Aber diesen Rest als Argument für einen Beitritt zu nehmen ist ungefähr so, wie eine Tasse türkischen Kaffee zu bestellen, weil man den Kaffeesatz für seine Rosen braucht, aber Kaffee eigentlich nicht mag.