Ich bin immer wieder schockiert, wie ignorant die veröffentlichte Meinung mit Geschichte umgeht – in fast jeder Beziehung. Die Vergangenheit existiert quasi nur noch in einer Panini-Version: Aus dem Kontext gerissene, sorgfältig geframete Momentaufnahmen, die uns ins Konzept passen – wie die "Vergiftung Nawalnys", die "Syrischen Giftgasangriffe" oder "Präsident Guaido" – der Rest wird einfach ignoriert.
Das kann dazu führen, dass weisse Politikerinnen, Journalisten und Forschende aus den USA, Kanada oder Australien andere Länder im Umgang mit Minderheiten belehren wollen – anscheinend ohne Schmerzen zu verspüren. Orwell nannte diese erfolgreiche Überwindung kognitiver Dissonanz Doppeldenk.
Ebenso gleichgültig scheinen wir in der Frage, was zukünftige Historiker:innen über unsere Zeit schreiben werden. Aber die werden sich sicher dafür interessieren, wie viel die westlichen Werte tatsächlich wert waren.
gruss. luky