Während hier im Westen gerade eine beispiellose Propagandakampagne läuft, betrachtet man woanders auf der Welt die gegenwärtige Situation durchaus noch mit einer gewissen Distanz und Nüchternheit. Dementsprechend ist man auch im Westen so sehr von sich selbst vereinnahmt, dass man vor lauter Ignoranz sowie Arroganz nicht sieht, dass wir keinesfalls "die Guten" in diesem geopolitischen Machtspielchen sind. Der peinliche Auftritt von Scholz in Brasilien und die "lustigen" Leoparden-Sprüche des Auswärtigen Amtes veranschaulichen hervorragend die völlig verblendete westliche Sicht auf diesen Konflikt. Gerade Länder, die mit dem westlichen Imperialismus so ihre Erfahrungen gemacht haben, nehmen sogar zum Großteil eine komplett gegenteilige Position ein. In weiten Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas nimmt man uns als durchaus aggressiven Gegenspieler in einer militärischen Konfrontation mit Russland wahr. Dort ist man auch viel klarer in der Analyse, dass es hier nicht um "Freiheit für die Ukraine" sondern um handfeste Interessen geht. Die Ukraine ist nur der Schauplatz für diesen Stellvertreterkrieg.
In einem ersten Schritt sollte man sich selbst ehrlich machen, und danach die neue geopolitische Realität anerkennen, welche multipolar ist/sein wird. Ebenso sollte man sich in Europa endlich unabhängig von den USA machen und souverän eigene Interessen vertreten. Die Zeiten, in denen wir anderen Kontinenten unseren Willen aufzwingen konnten, sind endgültig vorbei. Erst wenn diese Erkenntnis so langsam reift, kann es (dauerhaften) Frieden geben. Ansonsten ist der nächste Krieg - selbst wenn der Westen einen Sieg auf ganzer Linie gegen Russland erringen sollte (was im Grunde völlig ausgeschlossen ist) -, nur eine Frage der Zeit.