rationis schrieb am 14.02.2023 09:39:
...sondern sehr wohl auch der "globale Süden", wie man unschwer am postulierten "Neutralitätsprimat" erkennen kann, welches im kalten Krieg zwar eine sehr elegante Haltung war, aber spätestens beim aktuellen Genozid Russlands an der Ukraine völlig unhaltbar geworden ist. Die maßgeblich auf Tito zurückzuführende Organisation der Blockfreien Staaten hatte zehn Jahre nach dem WKII ihren Sinn als Kontrapunkt zur zunehmenden Polarisierung der Welt.
Von einem Abstand zur Polarisierung kann heute aber keine Rede mehr sein, wenn man nun gemeinsame Militärmanöver mit Russland und China durchführt.Tatsächlich ist die Haltung verlogen, denn es geht im wesentlichen nur ums Geschäft: Die Chinesen zahlen gut für Häfen und Rohstoffe, die Russen liefern einem billiges Öl und beide schauen bei Menschenrechten nicht so genau hin und beim Klimaschutz erst recht nicht. Ach ja, und Waffen kann man auch bei beiden kaufen: in allen Konfektionsgrößen und in jedem gewünschten Ausmaß - solange der Geldbeutel reicht.
Und wenn es mal Probleme mit der Opposition oder irgendwelchen Freiheitskämpfern geben sollte, dann bucht man aus Putins Menukarte einfach mal 'nen Wagner-Trupp, der beim heimischen Haushaltsputz robuste Arbeit abliefert.Natürlich haben die heute demokratischen Länder Europas und Nordamerikas viel verbockt: von ihrer kolonialen Vorgeschichte bis hin zu ihrer jüngeren Historie hat man sich mit so manchen Regime-Changes und Kriegen nicht gerade moralisch mit Ruhm bekleckert.
Dennoch: Wer stattdessen auf autoritäre, totalitäre Regimes setzt und das als "Neutralität" bezeichnet, ist unehrlich sich selbst gegenüber und verleugnet die Realität, dass man sich aus Gründen des persönlichen Profits mit Schurkenstaaten abgibt unter dem Deckmäntelchen der Blockfreiheit.
Saudi-Arabien hat angerufen und möchte seine Doppelmoral zurück.