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  • FlinxInFlux

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2006

Re: Klingt irgendwie nicht plausibel

Mal wieder ein weiterer Beleg, dass es sich nicht mehr lohnt, die Nachdenkseiten zu lesen - zumindest dann nicht, wenn man über seine Filterblase hinausblicken will.

Müller stützt sich in seiner historischen Suggestion auf genau einen Artikel, den er vor über 50 Jahren mal im Spiegel gelesen hat. Das SPON-Archiv sei dank, kann man den sogar heute noch in voller Länge lesen:
https://www.spiegel.de/politik/gewerbe-auf-der-grenze-a-5f34c5f5-0002-0001-0000-000046274311

Meiner Ansicht nach liest sich die Geschichte im Spiegel etwas anders. Dass Noelle-Neumann seinerzeit tatsächlich bewusst falsche Umfragedaten veröffentlicht hat, um Unions-Wähler zu mobilisieren, halte ich für reine Spekulation und mithin unplausibel. Zumal deren damaliger Wettbewerber Emnid bis zum Ende von einem Kopf-an-Kopf-Rennen überzeugt war (und dann dumm aus der Wäsche guckte). Dass der damalige Unions-General das Ganze später als geniale Wahlkampffinte verkaufte, diente eher der Selbstüberhöhung, als dass dies ein Beleg für organisierten Wählerbetrug wäre.

Eher scheint es so zu sein (ich meine das auch mal anderswo gelesen zu haben), dass die Methodik der Demoskopen seinerzeit im Umbruch begriffen war. Im Spiegel-Artikel steht auch, dass Allensbach ganz anders mit unentschlossenen Wählern umging als Emnid und bei späteren Umfragen stärker (wie heute üblich) die "politische Grundüberzeugungen, Bindung an Parteien und taktische Überlegungen" mit einbezog.

Aber offenbar können manche sich die Welt nicht ohne große Verschwörungen sinnvoll erklären. So sad!

Unabhängig davon halte ich es durchaus für möglich, dass Laschet am kommenden Sonntag die Nase vorn haben könnte. Zumindest ist ein solches Ergebnis innerhalb der Fehlertoleranz ohne Weiteres möglich. Afaik war die Zahl unentschlossener Wähler noch nie so hoch und es gibt immer seltener langfristige Parteibindungen mit denen tatsächliche Wahlentscheidungen projiziert werden können. Sollten die aktuellen Projektionen tatsächlich eintreten, würde das rot-grüne Lager gegenüber 2017 auf Kosten von Union und Linkspartei satte 12% hinzugewinnen. Das wäre schon eine ziemliche Sensation, daher bin ich skeptisch.

Flinx

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