Über Faeser hinaus scheinen Juristen ja eine ganz besondere Spezies zu sein. Mir kommen da Kleriker in den Sinn, über die Drewermann schon 1989 ein dickes Buch geschrieben hat, das nach 30 Jahren neu aufgelegt wurde [1].
Wie wäre es mal mit "Juristen. Psychogramm eines Ideals"?
Man muss dabei nicht einmal an die Unrechtsjustiz des Volksgerichtshof mit dem widerlichen Dr. jur. Freisler denken, der die Angeklagten des 20.Juli 1944, also vor genau 80 Jahren, im Prozess vor Publikum und Filmkameras beleidigte, demütigte, anschrie, entwürdigte und in die Exekution schickte. Tödlicher Hass und Hetze eines studierten und promovierten (summa cum laude!) Akademikers in der Robe.
Mir fallen diverse Sachen ein, natürlich nicht vergleichbar mit Freisler und Konsorten.
Ich beginne mal mit den Staatsleistungen an die Kirchen, die abseits der Kirchensteuer auch von Muslimen, Buddhisten und Atheisten usw. über den Staat an die christlichen Kirchen gezahlt werden, z.B. als Gehalt von Bischöfen. Seit 1919 schon in der Weimarer Verfassung und danach in Art. 140 Grundgesetz (also > 100 Jahre) besteht "der Verfassungsauftrag zur endgültigen Beendigung sämtlicher Staatsleistungen durch einmalige Ablösung". Generationen von Abgeordneten, speziell Juristen, brechen diesen Verfassungsauftrag.
Dann fällt mir Wolfgang Clement (SPD) ein, studierter Jurist und Wirtschaftsminister unter Kanzler Schröder (SPD). Er verantwortete 2005 den "Report vom Arbeitsmarkt im Sommer 2005", in dem Arbeitslose mit Parasiten verglichen und Schmarotzer genannt wurden. Vorher der Bruch des Völkerrechts durch Kanzler und Volljurist Gerhard Schröder mit der Bombadierung Serbiens. Das hat er später öffentlich gestanden.
Besonders auffällig ist dies bei der Grundsicherung. Jüngst glänzte hier der fachfremde CDU-Politiker Lonneman ähh Linnemann*, dem jeglicher moralisch-christliche Kompass offenbar abgeht, wie auf den Nachdenkseiten unter [2] nachzulesen ist.
Da kann man ja noch sagen: Typisch BWL'er oder so. Grosse Klappe, nichts dahinter. Aber Juristen, ausgebildet und geprägt im demokratischen Verfassungsstaat, Organe der Rechtspflege?
Sie haben mehrfach verfassungswidrigen Gesetzen zum SGB II zugestimmt. Es ist für mich unerklärlich, dass sie damals z.B. die Verschärfung dieser Gesetze mitgemacht haben, obwohl sie hätten wissen müssen, dass das BVerG mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese wieder kippen wird.
Wieso stimmen Juristen im BT für offensichtlich rechtswidrige Gesetze, so als wenn ein Bäcker Rasierklingen in den Teig mischt, wissend, dass er damit Unheil anrichtet? Es ist nämlich mit dem Sozialstaatsprinzip unvereinbar, Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, auf null zu setzen und in die Obdachlosigkeit, manche wohl auch in den Tod zu sanktionieren.
Solche Juristen, darunter Volljuristen mit der Befähigung zum Richteramt, wie es so schön heisst, sind heute in höchsten Ämtern an der Macht. Aber man traut sich gar nicht mehr, deren Namen zu nennen. Es könnte ja schon morgen das Überfallkommando vor der Tür stehen.
Wieso werden immer wieder Juristen derart auffällig? Allmachtsphantasien? Arroganz der Macht?
Ich verstehe es einfach nicht.
MfG
* Freud grüsst: Mir kam bei dem Namen die Szene aus "Der Clou" in den Sinn, als Paul Newman am Pokertisch den Obergangster Doyle Lonnegan abzog und mehrmals absichtlich mit falschem Namen ansprach.
[1] https://www.deutschlandfunk.de/drewermann-ueber-die-katholische-kirche-mir-tun-die-100.html
[2] https://www.nachdenkseiten.de/?p=118326