Meine Nationalmannschaft ist gestorben. Der Verstorbene war Weltmeister, er nannte sich "Die Mannschaft". Wer will von ihr noch Autogramme, Trikots kaufen? Welcher Junge in Deutschland sagt noch: Ich bin Kroos, ich bin Marco Reus? Keine Deutschlandfähnchen an den Autos, die Liebe ist weg.
Aber das ist doch eher ein Hinweis darauf, dass die alte Bindung, die auf Gedeih und Verderb mit dem "Vaterland" auf- und untergeht, vollkommen passé ist.
Die "Liebe", insbesondere in Form der Identifikation, ist hier an den Erfolg gebunden. Das wäre ein absolutes Nogo für den lokalpatriotischen Fussballfan und seinen Verein. Diese Leute drohen ihren Kindern mit Liebesentzug, wenn sie Fan eines Vereins werden wollen, der auch mal gewinnt!
In diesem Beispiel ist man aber nicht mehr Schicksalhaft gebunden, wie der strenge Katholik an Familie und Ehefrau. Hier kann man sich von seiner "Mannschaft" einfach und schmerzlos scheiden lassen, indem man bekundet, dass man sie nicht mehr liebt. Und Tschüss.