wie zum Henker lässt sich ein Vaterland lieben
Wenn man Liebe nicht nur als eine rein sexuelle Sache betrachtet - wo ist das Problem?
Ich kann meine Eltern lieben, meine Mutter ebenso wie meinen Vater. Insofern sehe ich überhaupt kein Problem darin, mein Vaterland gleicherweise wie mein Mutterland zu lieben und meine Muttersprache wie meine Vatersprache - wobei mehr oder weniger zufällig beides jeweils identisch ist. Es setzt allerdings tatsächlich voraus, unter Liebe doch etwas Komplexeres zu verstehen als eine überwiegend kurzfristige körperliche Aufwallung unter Aussetzen der höheren Verstandesfunktionen.
Ich stimmte Captain Data zu: Patriotismus und Nationalismus sind nicht gleichzusetzen. Denn meine Verbundenheit mit meiner Herkunft reicht weiter zurück als nur bis zur Gründung dieser "Nation" nach dem 2. Weltkrieg. Sie wurzelt beispielsweise in einem Gedicht, dass in einem im Familienbesitz befindlichen Haus im vorletzten Jahrhundert eingraviert wurde und noch heute dort zu lesen ist, aber in einer grafisch variierten Fassung auch hier im Haus hängt. Wieviele "Nationen" hat dies Gedicht überdauert? So viele wie die Gemeinschaft, die sogar noch um einiges älter ist, zu der ich gehöre und die ich wertschätze - was ich dann durchaus auch bereit bin als "Patriotismus" zu bezeichnen.
Das heißt nicht, daß ich nicht wüßte, daß auch in dieser Gemeinschaft Fehler gemacht wurden - und aktuell werden. Wir sind alle keine Helden, keine Supermänner, keine Übermenschen. Das müssen wir auch nicht sein. Wir sind die, die ich (neben anderen, auf die das ebenso zutrifft) wertschätze - respektive: trotz aller Fehler und Schwierigkeiten eben doch auch liebe.