Was verstehst du eigentlich unter "Heimat"?
Du vermischt da denke ich gleich ganz verschiedene Sachen wie Familie, Bekannte, gewohnte Umgebung und Kultur usw. mit einer politischen und wirtschaftlichen Ordnung. Welcher deutsche Bürger vermisst schon im Ausland die heimische Rüstungsindustrie, Steuervergünstigungen für Unternehmen oder steigende Arbeitslosenzahlen?
Aber das ist der Witz am Nationalismus, an der "Heimatliebe", die Realität, ihre Härten und Gegensätze zu verschleiern (auch mit ganz zusammenhangslosen Einbildungen wie Religion, Sprache usw.), um sich argumentlos, rein gefühlsmäßig positiv auf sie zu beziehen.
"Heimat wird einem so eher unterbewusst umso wichtiger. Heimat ist also eher ein defensives Gefühl aber deshalb umso wichtiger und nicht zu verulken."
Ein Gefühl wird dir plötzlich zu einer politischen Parteilichkeit (was alles andere als ein Gefühl ist), d.h. für ein Staatswesen Partei zu ergreifen, das den Staatsbürger per Gewaltakt einen Pass verliehen hat. Diese Parteinahme, i.d.R. der Zufall der Geburt, soll dann ganz "unbewusst" genau zum Nationalismus führen. Staatsbürgerschaft imaginierst du als überstaatliche, menschennatürliche Sache, wo sie bloß ein einziger Akt der politischen Herrschaft ist.
"Das Gefühl der Heimatlosigkeit grenzt an ein Trauma und wenn es abgerufen wird, etwa durch infragestellung durch migration kommt aus dem Unterbewussten die Reaktion."
Ausländerhass ist alles andere als urmenschliche "Reaktion", die "aus dem Unterbewussten" hervorspringen würde. Dazu gehört als Voraussetzung die (ganz schön) bewusste Parteilichkeit für den eigenen Staat, die im Falle der Fremdenfeindlichkeit sogar über die staatliche Zuteilung von In- und Ausländer hinausgeht, weil solche Leute dieser falschen Imagination einer urwüchsigen Volksgemeinschaft als Nation angehängen - und gar nicht mehr merken, dass die Scheidung von In- und Ausländer ausschließlich Ergebnis staatlicher Sortierung ist.
Und ist dir zuletzt nicht auch einmal aufgefallen, dass Gefühle auch mal unsinnig sein können? Wenn man mit seinem Verstand bemerkt, dass ein Gefühl auf ganz schönen Unsinn verweist, dann könnte man es kritisieren, oder vielmehr den verkehrten Gedanken dahinter.