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  • Karl-Katja Krach

528 Beiträge seit 09.07.2019

Re: Mit der Liebe ist es so eine Sache

Seine Frau lieben oder sein Auto ist was grundsätzlich Verschiedenes.

Das stimmt. Eine Frau zu lieben ist biophil, sein Auto zu lieben nekrophil.

Eher sieht er sich in anderen Lebenszusammenhängen, in einer Sprach- und Kulturgemeinschaft, in einer Tradition, in seinem Besitzverhältnis zu seinem Grundeigentum, in der Volksgemeinschaft mit denen, mit denen er zusammenlebt und mit denen er sich solidarisiert.

Also, um noch einmal die Argumente aus dem Text anders zu verpacken:

- Wenn ich hier im Forum von "Arbeiter:innen" schreibe, werde ich gleich beschimpft, weil angeblich das Gendern - und nicht das Beleidigen anders Denkender - die deutsche Sprache zerstört. Soviel zur Sprachgemeinschaft. Es gibt außerdem auch Millionen Deutsche, die zuhause türkisch, kurdisch, sorbisch, dänisch etc sprechen. Die gehören wohl nicht zur Nation?

- Ich mag Death Metal, Grindcore und Punk. Die Nation spielt in meiner Kultur nur die Rolle, dass über sie Texte gesungen werden wie: "Deutschland muss sterben, damit wir leben können.". Die Mehrheit der Deutschen hört Pop und Schlager und noch nicht einmal der "rot-grüne" Mehrheit im Hamburger Senat hat die Aufschrift „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen“ vom Kriegsklotz am Dammtor entfernen lassen. Soviel zur Kulturgemeinschaft.

- "Volksgemeinschaft" ist der zentrale Begriff des nationalsozialistischen Denkens. Dabei geht es unter anderem darum, alle aus der Nation auszuschließen, die nicht deutsch sprachen, die eine andere Kultur hatten oder andere politische Überzeugungen als den völkischen Nationalismus.

- Warum einer Tradition folgen, wenn sie dem Leben nicht dienlich ist, sondern Tod und Verderben bringt?

- Ich lebe im Alltag weitgehend unter radikalen Linken und solidarisiere mich mit der Klasse der Lohnabhängigen. Um Grundeigentum zu besitzen, habe ich zu wenig marktförmig Verwertbares anzubieten. Das ist ein Privileg der kapitalistischen Klasse und der Arbeiteraristokratie.

Nicht jedes Abhängigkeitsverhältnis ist negativ besetzt, wer Rechte wahrnehmen kann und Teilhaber ist, wird sich auch verpflichtet sehen. Genau das ist die republikanische Idee der Nation, wo das Volk der Souverän ist und sich der Bürger damit von älteren Herrschaftskonzepten der Monarchie von Gottes Gnaden und den Feudalstrukturen einer Standesgesellschaft absetzt.

Die republikanische Idee der Nation mit Rechten und Pflichten ist etwas anderes als eine Sprach-, Kultur- oder Volksgemeinschaft. Diese Rechte hängen von der Staatsbürgerschaft ab und nicht von der Sprache, der Kultur, dem Grundeigentum und auch nicht von der Frage mit wem man lebt und mit wem man sich solidarisiert. Diese Rechte hat auch jemand, der bei Nationalspielen auf den Gegner der Nationalmannschaft hält.

Außerdem kann ich das Recht, Grund und Boden zu kaufen, nicht wahrnehmen, genauso wenig wie das Recht, zu investieren, weil mein Einkommen nunmal geradeso zum Leben reicht. Das Recht, andere Leute für meinen Profit arbeiten zu lassen, will ich sowieso nicht wahrnehmen, weil ich auch nicht für den Profit von Kapitalist:innen arbeiten will. Ich lehne jedes Recht ab, dass, wenn jemand es wahrnimmt, dazu führt, dass viele andere es nicht wahrnehmen können. Das ist nicht mal im Ansatz gerecht.

Wenn also Rechte, dann für alle!

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