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Avatar von elfboi

mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.2001

Re: Warum das Vaterland lieben?

Blablabla das alte Kollektivschuldgerede. Blablabla Nationalstolzgefasel.

Stolz ist zunächst einmal grundsätzlich eine Falle, Stolz führt zu Hochmut und bläht das Ego auf, nicht umsonst hält das Christentum Stolz für eine Sünde. Was die Menschheit braucht, ist weniger Stolz, weniger Ego, mehr Demut und Bescheidenheit. Wenn man unbedingt auf irgendwas stolz sein will, sollte man sich etwas aussuchen, das man höchstpersönlich geleistet hat, aber selbst da ist Stolz immer noch eine Falle, denn er verführt dazu, es sich mit dem Erreichten bequemzu machen, anstatt sich durch konstante Selbstkritik kontinuierlich zu verbessern.

Was die Schuld angeht, so ist natürlich heute kaum noch jemand am Leben, der im 3. Reich gelebt hat, aber die Nazis sind nicht vom Himmel gefallen, sondern sind aus den reaktionären Teilen der deutschen Kultur hervorgegangen. So ziemlich alles, was die Deutschen unter den Nazis verbrochen haben, wurde schon seit dem 19.Jhd. von reaktionären Deutschnationalen vorgedacht und vorgeschlagen. Die deutsche Kultur und der deutsche Nationalismus enthalten heute noch viele Traditionen und Denkmuster, welche reaktionären und faschistischen Kräften Anknüpfungspunkte bieten. Grnau deshalb kann und darf es niemals einen Schlußstrich geben. Es geht nicht um Schuld oderBuße, es geht darum, sich immer und jederzeit zu überlegen, wie es zu diesen Abscheulichkeiten kommen konnte, und wie man eine bessere Welt aufbauen kann, in der die Unmenschen nicht mehr an die Macht kommen können.

Nun waren die industrielle Menschenvernichtung und der totale Krieg natürlich nicht die ersten und einzigen Verbrechen, die von Deutschen im Namen der Nation begangen wurden, die kolonialen Verbrechen des Kaiserreiches sind auch dringend aufarbeitungsbedürftig. Außerdem haben natürlich auch andere Nationen ihre eigenen Verbrechen aufzuarbeiten, jede ehemalige Kolonialmacht hat reichlich Blut an ihren Händen. Anstatt "Schluß mit dem Schuldkult" zu fordern, wie es in Deutschland von rechts zu hören ist (teils selbst von "gemäßigt" rechten CDUlern), sollte man fordern, daß alle Nationen der Welt ihre nationalistische Kackscheiße kontinuierlich aufarbeiten. Ich denke da nicht nur an Nationen, die aus ehemaligen Kolonien entstanden sind wie die USA oder Brasilien, ich denke nicht nur an alte Kolonialmächte wie Frankreich, Großbritannien, Belgien, Niederlande, Spanien, Portugal, Deutschland. Jedes Land, jede Kultur, jede Nation hat reichlich Leichen im Keller, und die Menschheit muß sie alle ans Licht zerren und regelmäßig öffentlich sezieren, um zu einer besseren Menschheit zu werden. Die Unmenschen und das unmenschliche Denken und Handeln müssen bloßgestellt und gründlich analysiert werden, der Nationalstolz gebrochen, immer und überall. Die Idee der Nation an und für sich - egal was für eine Nation - muß entmachtet werden, die internationale Konkurrenz muß ersetzt werden durch postnationale globale Solidarität der gesamten Menschheit.

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