Man kann über Nation, Vaterland oder Staat aus verschiedenen Perspektiven diskutieren; sei es die historische, die emotionale oder die juristische. An einer Dimension kommt man aber niemals vorbei. Der Autor hat es schon angedeutet, leider ohne diesen Punkt zu verfolgen:
Eine Nation ist eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat, und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist.
Der erste Teil ist es, auf den es mir ankommt. Das Gerede von den "Opfern, die man gebracht hat" ist Sozialromantik, damit mag es jeder halten wie er will. Die Nation als Solidargemeinschaft ist jedoch die Grundlage unserer Lebensweise seit mehreren hundert Jahren. Dieser Aspekt der gesellschaftlichen Organisation sollte das Fundament aller weiteren Betrachtungen sein.
Von allen gesellschaftlichen Konstrukten ist der Staat oder die Nation das, was unser Leben am meisten beeinflusst. Unser Rechtssystem ist national organisiert, die Verteidigung der Bürger, das Steuer- und das Sozialsystem. Wenn etwas subsidiär herunter gebrochen wird, ist es die Bundesebene, die das anweist. Die Einbettung in supranationale Organisationen wie die EU wird ebenfalls auf nationaler Ebene organisiert.
Jegliche Diskussion über eine "Abschaffung des Staates" müsste zunächst einen Weg aufzeigen, wie diese Aufgaben denn stattdessen organisiert sein könnten - und dann die Frage stellen, ob die Menschen das wollen.
Wenn der Staat aber ein wesentlicher Teil unserer Lebensgrundlage ist, dann ist eine positive Einstellung der Bürger dazu die natürlichste Sache der Welt. Dazu gehört, dass man mit bestimmten Aspekten unzufrieden sein kann und sie ändern möchte. Genau dazu sollte der Patriotismus dienen: Das Ganze zu respektieren, damit man Teile austauschen kann. Den Hass und die Ablehnung, die aus gewissen Kreisen kommen, kann ich demgegenüber nur als pervers empfinden.
Grüße,
Ein Freier Wähler