Die grüne Partei war lange Zeit eine Partei der innerparteilichen Lagerkämpfe zwischen Fundis und Realos. Bei Wahlen waren die Grünen aber nur erfolgreich, wenn sie von starken Persönlichkeiten wie J. Fischer oder W. Kretschmann in BW geführt wurden.
Die Wähler goutieren es nicht, wenn in Parteien diskutiert und um den besten Weg gerungen werden. Das ist bedauerlich, aber man muss die Wähler nehmen, wie sie sind. Parteien dieser Art laufen immer Gefahr zu verschwinden, wie uns die Linke permanent vorführt.
Die neue Führung, besonders Frau Baerbock, hat das erkannt und aus den Grünen eine straffe «Kaderpartei» gemacht. Symptomatisch wurde die Wahl des Kanzlerkandidaten an Frau Baerbock übertragen, die sich auch prompt selbst gewählt hat.
Vor einiger Zeit beklagte ein Journalist, dass Anfragen an Bundestagsabgeordnete nicht beantwortet werden, sondern an die Parteipressestelle weitergeleitet werden.
Baerbock, Habeck und Özdemir (und einige Strippenzieher im Hintergrund?) haben die Führung übernommen. A. Hofreiter als Konkurrent wurde ausgeschaltet und wird vermutlich irgendwann den Kampf aufgeben. Die neue Parteiführung ist aus verschiedenen Gründen keine wirkliche Konkurrenz für die Führung. Ihre Aufgabe ist es, in der Partei für Ruhe zu sorgen.
Wer, wie der Autor, noch den Traum einer basisdemokratischen Partei, die die Welt verändern will, hat, fühlt sich natürlich inzwischen fremd in dieser Partei. Aber er vertritt auch nicht mehr die Mehrheit der Wähler. Eine Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung (selbst googeln, macht schlau) zeigt, dass sich die Wähler in einigen Punkten sehr stark von den anderen Wählern unterscheiden.
Die Wähler der Grünen sind bereit zur Erreichung der Ziele (Verbesserung der Welt durch Demokratisierung, zur Not auch militärisch) auf Wohlstand zu verzichten. Die Parole, dass Geld zu ernst genommen wird, kommt immer von Leuten, die genug davon haben.
Es ist der urbane, gebildete, vom amerikanischen Lebensstil begeisterte, wohlhabende Mittelstand.
Mit dieser Wählergruppe erreicht man nie die absolute Mehrheit, aber die Geschichte der Bundesrepublik, hat gezeigt, dass bei unserem Wahlsystem 10-15% erreichen, um als Juniorpartner in der Mehrzahl der Regierungen zu sitzen.