Die umfangreiche Berichterstattung über Lindenmann führt, völlig unabhängig von den tatsächlichen Umständen, zu einer Verschiebung:
In den letzten Jahren mussten die Medien immer wieder über Vorfälle von Gewalt gegen Frauen, sexuelle Belästigung und Vergewaltigungen berichten, bei denen die Verdächtigen und Täter einen Migrationshintergrund hatten und zwar deutlich überproportional zu ihrem Anteil an der Bevölkerung. Oft wurde darüber nur lokal berichtet, ansonsten gerne etwas verstohlen von "Männern" mit südländischem Akzent gesprochen, stets mit der Bemühungen, dass es sich um einen Einzelfall handelt und man nichts verallgemeinern dürfe. Vielfach hatte ich dabei den Eindruck, dass die Berichterstatter der Medien, die politisch größtenteils eindeutig links verortet sind, regelrecht mit sich gehadert haben, einerseits schon zu berichten, andererseits aber die Migration nicht in Frage zu stellen.
Mit dieser Ausgangslage nehme ich die Berichterstattung über Lindenmann fast schon als Befreiungsschlag wahr. "Endlich" ein deutscher Verdächtiger, ohne Migrationshintergrund. Endlich kann völlig frei und ohne einen Spagat machen zu müssen der Verdächtige nach allen Regeln der Kunst und der "Wokeness" angeprangert werden als gäbe es etwas nachzuholen, was man sich zuvor verklemmt hat. Auch kann hier sehr wohl verallgemeinert werden, denn auf deutsche Männer ohne Migrationshintergrund braucht man keine Rücksicht nehmen, da ergibt sich ein geschlossenes Feindbild.
Was ergibt sich aber daraus und da kommen wir zur Verantwortung der Medien:
Es ergibt sich eine verschobene Darstellung.
Derzeit wird intensiver und häufiger über einen "Deutschen ohne Migrationshintergrund" berichtet als über Verdächtige mit einem solchen Hintergrund, wie z.B. gerade in Mallorca, wo auch nur von "jungen Deutschen" die Rede ist, wobei alle Beteiligten keine deutschen Vornamen haben. Ich habe den Eindruck, dass die Waage mit Lindemann mit aller Wucht austariert werden soll.
Wenn die Medienlandschaft ihre Verantwortung jedoch nicht wahrnimmt, brauchen die Vertreter sich nicht zu wundern, wenn sie zunehmend weniger ernst genommen werden.