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mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Nach 17 Monaten: Militärführung Russlands jämmerlich

Die Verhandlungsbasis der Ukraine ist jetzt schlechter wie vor einem Jahr.

Das sehen zum Beidpiel ein Herr Prigoschin und ein Herr Girkin vermutlich nicht unbedingt auch so.

Prigoschins beeindruckender, Hollywood reifer Amok-Marsch nach Moskau fand ich persönlich schon ziemlich krass, gleichzeitig aber sogar irgendwie auch nachvollziehbar. Wenn es tatsächlich stimmt (mittlerweile sehe ich persönlich keinen Grund zu zweifeln), daß russische Soldaten den Befehl erhielten, Wagner Söldner zu beschießen / hinzurichten wäre ich auch ausgerastet und würde eigenhändig Schigou aus seinem Loch im Kreml holen.
Daß jetzt aber auch ein Herr Girkin, der sich bekanntlich ständig mit dem Prigoschin öffentlich zofft, Richtung Kreml in das gleiche Horn bläst ist m.E. mehr als bezeichnend.
Der Kriegstreiber Girkin, der die ganze Scheiße seinerzeit im Donbass ja angezettelt hat damit es nach außen schön zur Kreml Propaganda passt, kritisiert im scharfen Ton die Militärführung Russlands. Auch schrieb er, daß seit 23 ein Versager an der Macht sei. Ok, er nannte zwar keinen Namen, wen er da wohl mit meinte…?

Kurzum: Die Ereignisse überschlagen sich in Russland ziemlich flott. Im Bezug auf Russlands Militärführung hat sich Gravierendes getan. Nicht nur der Chef der Hauptkampftruppe der ersten Stunde Prigoschin kritisiert die Militärführung äußerst scharf (und das ist jetzt sehr zurückhaltend formuliert), auch der absolute Kriegsbefürworter, Einfädler (die Show mit den Separatisten als Kriegsgrundlieferant) und Hardliner (er will die Generalmobilmachung) haut feste drauf.
Gleichzeitig spielen sämtliche hochrangige Generäle Reise nach Jerusalem, wobei manche von denen sogar vom Stuhl fallen.
—> Wer also behauptet, es sei alles in Ordnung und der Krieg läuft für Russland nach Plan, der sollte sich mal seine Wahrnehmung beim Arzt untersuchen lassen. Selbst wenn ich absoluter Propagandist wäre, wäre es mir viel zu peinlich so etwas dann zu behaupten, nur weil es auf Linie wäre…

Es knirscht und klemmt im Hause Putin. Im Gegensatz zu anderen Kriegen, die Russland führte (Tschetschenien z.B.), läuft hier das Geschäftsmodell des Kartells nun mal nicht gewohnt weiter, während man andere Länder malträtiert. Dieses Mal wurde von noch größeren und mächtigeren Kartellen nämlich mal „Njet“ gesagt!
Die Turbine der Geldpipeline wurde quasi zur Wartung gegeben… der Hahn ist momentan zugedreht. Das lässt die Bande scheinbar immer nervöser werden…

@Arutha:
Warum genau bist du der Meinung, daß die Verhandlungsbasis der Ukraine heute schlechter sei als noch vor einem Jahr? Das würde mich echt mal interessieren. Ich sehe das nämlich etwas anders. Vielleicht liege ich aber auch falsch und sehe die Details nicht, an die du offenbar denkst. Von daher würde ich mich da (ernsthaft!) auf einen Gedankenaustausch freuen!

Zur Erinnerung (warum ich das anders sehe):
Vor einem Jahr hat die Ukraine noch mit DDR Panzern hantiert und die Allianz der Unterstützerländer hatte ihre Kapazitäten für Exporte von Rüstungsgütern bei Weitem noch nicht hochgefahren. Zu der Zeit hatte auch die Ukraine selbst z.B. noch keine eigenen Produktionsstätten für Drohnen und Munition - mittlerweile aber schon.
Russland konnte vor einem Jahr im Bezug auf Soldaten und auf Rüstungsgüter aus dem Vollen schöpfen, die Sanktionen zeigten da noch keine Wirkung (ist ja auch logisch, daß das nicht von heute auf morgen passiert). Für die Ukraine gilt da zumindest im Bezug auf Rüstungsgüter eher das Gegenteil. Mit Helmen und langen Unterhosen als Unterstützung gestartet, reden wir knapp 1,5 Jahre später von Abrams, Leos, Patriot, Storm Shadow … und demnächst dann auch von F-16 Kampfjets. Im Bezug auf Soldaten kann weder die Ukraine noch Russland die Verluste locker aus der Hüfte ersetzen. Die Ukrainer scheinen zumindest noch motiviert zu sein und bekommen besseres Material zur Verfügung gestellt und werden mittlerweile auch vernünftig, also militärisch professionell ausgebildet. Zig Tausend ukrainische Soldaten befinden sich derzeit zu diesem Zweck im Ausland. An der Heimatfront wird sozusagen versucht, solange die Stellung zu halten. Russland wird dabei durch diverse Scharmützel natürlich im Glauben gelassen, die „große Offensive“ sei im vollen Gange…Dabei werden diese Truppen gerade dafür noch ausgebildet und fit gemacht. Die Ukraine muss besonders mit der Ressource Mensch sorgsam umgehen, so zynisch und menschenverachtend das auch klingt. D.h. Angriffe müssen direkt sitzen, die militärische Effizienz muss gesteigert werden und dafür braucht es nun mal Know-How und Übung.

Vielen Dank vorab und LG, Baxter

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