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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Re: Nach 17 Monaten: Militärführung Russlands jämmerlich

Ok, Danke für deine Antwort. Bei dir habe ich übrigens auch mit einer vernünftigen Antwort gerechnet. Wir beide vertreten bei diesem Thema ja i.d.R. eine andere Meinung, aber du fällst mir gleichzeitig in dem Zusammenhang dabei meistens positiv auf und antwortest auch. Andere haben dann, wenn man mal wirklich ehrlich versucht die Gedanken des anderen nachzuvollziehen, oftmals leider eher Flacherdler-Niveau. Oder fangen an, mit „aber die USA haben 1784 in Amarschderweltistan dies und jenes gemacht
@Arutha: Das wollte ich einfach mal dankend und lobend loswerden. So macht das doch auch Spaß in einem Form - finde ich zumindest.
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—> Noch mal zum Thema „militärische Stärke“:

Natürlich hat es Russland für sich genommen einfacher Material selbst herzustellen. Putin muss bekanntlich niemanden fragen. Da ist keine lästige Opposition, das Volk hat nichts zu melden (so musste angeblich sogar ein Vater, dessen Kind ein Bild gegen den Krieg gemalt hatte, dafür in den Bau) und auch sonst können Entscheidungen quasi direkt getroffen werden. Schließlich ist Russland ja auch der Angreifer und dieser richtet alles auch auf diesen Angriff aus (Stichwort: Kriegswirtschaft).
Die Ukraine dagegen war ja quasi im Großen und Ganzen sowieso schon demilitarisiert und auch deswegen sind die sehr auf Importe angewiesen. Ich glaube die haben zwar mittlerweile auch ein paar Fertigungen hochgezogen, aber das „gute Zeug“ müssen die sich auf dem Markt besorgen. Wünschen und bestellen kann man natürlich viel, die Ukraine kann zudem auch aufm Bierdeckel anschreiben und es wird auch einiges vorgestreckt. Trotzdem hast du natürlich Recht, die Rüstungsindustrie der Unterstützerländer war darauf natürlich nicht vorbereitet und auch nicht ausgerichtet.
Hinzu kommt, daß es gerade im Bereich der Rüstungsgüter kein Wunschkonzert gibt. So bekommt zum Beispiel ein Nicht-Nato-Land meines Wissens nach nicht den letzten Stand, also nicht das womit die NATO Eingreiftruppen zum Beispiel arbeiten. Macht es etwas komplizierter, denn es nicht einfach z.B. Rheinmetall zu sagen, die sollen mal ein paar Leo 1 oder Leo 2 Vorgänger zwischenschieben, während die gerade Leo 2 neu bauen. Deswegen werden ja auch zum Beispiel Werke neu hochgezogen um diese Flexibilität zu haben und um auch selbst dann höhere Stückzahlen produzieren zu können. Die Länder im asiatisch-pazifischen Raum winken nämlich auch schon ganz nervös mit beiden Armen Richtung Westen (jetzt stimmt es sogar mit der Himmelsrichtung ;) )
—> Was viele auch immer ganz gerne vergessen ist die Tatsache, daß die Unterstützer keine Kriegspartei sind sondern Waffen als Rüstungsexporteure liefern und das gleichzeitig in den abgesteckten Grenzen der UN Charta (ein Land hat das Recht sich zu verteidigen… etc. …. andere Länder dürfen dem angegriffenen Land helfen, sich verteidigen zu können… etc. …. also alles gemäß UN Charta, haben wir hier ja schon oft durchgekaut). Gleichzeitig versuchen die Lieferanten darauf zu achten, daß aus der Verteidigung kein Angriff wird (also z.B. Stichwort Langstreckenraketen) und die Lieferanten demonstrieren zudem auch offensiv nach außen, daß ihnen bewusst ist daß Russland eine Nuklearmacht ist und achten penibel darauf, daß wirklich niemand vorwerfen kann, man hätte mit irgendwas unnötig provoziert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ja, das Thema Waffen wird insgesamt eine spannende Sache. Ich bin -wie gesagt- optimistisch, daß die Lieferanten das relativ schnell in den Griff bekommen würden (!). Es wird da eine ganze Menge Geld reingeschmissen, das wird schon massiv angekurbelt. Gleichzeitig bin ich etwas skeptischer als du, daß Russland das wirklich so geräuschlos gewuppt bekommt. Die sind zwar sehr flexibel und haben sicherlich -wie es sich für ein ordentliches Kartell auch gehört- noch irgendwo einen Geldspeicher versteckt, nichtsdestotrotz fehlen nun mal wichtige Bauteile, die -wenn überhaupt- mühsam über Drittländer oder so rangeschafft werden müssen. Das läßt etwas vom Flexibilitätsvorteil einbüßen und die Schmuggelgebühr macht das Teil insgesamt auch teurer.

Persönliches Fazit: Da es gerade bei diesem Thema schwierig ist, zuverlässige Informationen zu bekommen und diese i.d.R. von den Unterstützerländern eh nur häppchenweise erfolgen (sie müssen es nun mal auch als „normaler Lieferant“ nun mal auch darlegen, s.o.), bleibt uns eh nur abzuwarten, wie es sich weiter entwickeln wird. So oder so ist das alles nur noch so sinnlos!

Zur Betonung: Ich weiß, daß es im Grunde super pervers ist, wenn wir als Außenstehende, am besten noch in der Jogginghose mit Bier am Grill, über die Qualität der Waffensysteme und wer was wann wie wo zur Verfügung hat diskutieren. Das ist mir auch klar. Ebenso, daß man das ganze Geld das jetzt Kübelweise da reingeworfen wird, sinnvoller verwenden könnte. Es nutzt nur leider nichts. Es ist nun mal, wie es ist. Kopf in den Sand oder moralische Zeigefinger helfen im Moment leider nicht weiter. Am Schönsten fänd ich es persönlich natürlich, wenn die Russen einfach nach Hause zu ihren Familien gingen und dieser Krieg wäre im Handumdrehen vorbei. Nur Träumerei hilft auch nicht weiter. Wobei: Wer keine Träume hat, hat auch keine Ziele!

Übrigens sehe ich russlandinterne Kritik an der Militärführung keinesfalls negativ. Zum einen ist Kritik, vom General bis zum Blogger nie negativ, zum anderen kommt diese Kritik meist von Leuten die den Krieg gerne intensivieren möchten.

Komm, gib zu, da musstest du selber schmunzeln. Natürlich sind Lagebesprechungen, Manöverkritik etc. wichtig und richtig. Daß im laufenden Krieg MAL ein Posten ausgetauscht wird (wir reden hier über die Ebene der Generäle und darüber wohl gemerkt) passiert auch schon mal. Aber was in Russland abgeht hat nichts mehr mit konstruktiver Kritik zu tun. Das ist eher ein gegenseitiges Zerfleischen und wird sicherlich auch in der Truppe evtl. nicht gut ankommen. Die Wagner Truppe zum Beispiel hat ja bereits ihre Erfahrung mit der russischen Militärführung gemacht.
Bei aller Liebe, aber Kritik findet hinter den Kulissen statt und nicht wie Popcorn Kino vor einer Weltöffentlichkeit.
Wenn da nicht solche mafiösen Strukturen wären und nicht so viele Speichellecker um den Paten schlawenzeln, würde ich sogar behaupten das so etwas i.d.R. ein typischer Anfang vom Ende ist. So aber kann man echt nie wissen. Siehe die Prigoschin Nummer… kannste außenstehend nur mit offenem Mund zur Kenntnis nehmen. Es bleibt jedenfalls spannend…

Schönes WE, Baxter

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