Das war eigentlich meistens das Problem nach Revolutionen, dass im Anschluss eine gerechte, demokratische Machtverteilung nicht erreicht werden konnte. Einige Leute mit Waffen haben in der Nachrevolutionsphase erstmal mehr Macht als Leute ohne Waffen und Revolutionäre sind auch nicht gerade bekannt dafür, dass sie ihre Macht an andere kurz nach dem revolutionärem Kampf abgeben würden, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Bevor jemand sich über Revolutionen Gedanken macht, also bitte erstmal die Machtfrage für die Zeit danach thematisieren.
Ich frage mich, ob die Filmemacherin in den letzten Jahren Kontakt zu den einfachen Arbeitern hatte. Die werden sicherlich nicht für den Klimaschutz auf die Straße gehen. Einige der im Artikel genannten Vorschläge sind vielleicht mehrheitsfähig in der Arbeiterschaft (denzentrale Organisation, genossenschaftliche Verwaltung), diese wirken sich aber nicht direkt auf Emissionen aus. Ich habe berufsbedingt Kontakt zu Arbeitern und ich kann sagen, dass das Wort "Klimakrise" von den meisten belacht und als Modethema der Leute im akademischen Elfenbeinturm angesehen wird. Die Arbeiter werden vielleicht für bezahlbare Lebensmittel und bezahlbare Energieträger auf die Straße gehen. Forderungen werden dann aber vermutlich eher nach mehr Gas- und Öllieferungen oder mehr Atomkraftwerken rufen, um den Lebensstandard der Familie halten zu können.
Darf man sich eigentlich noch Gedanken zu Revolutionen in diesem Land machen? Der Verfassungsschutz beobachtet neuerdings alle, die den Staat delegitimieren wollen und die Planung von Revolutionen dürfte vermutlich auch als Delegitimierung des Staates aufgefasst werden, oder?