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Avatar von Pearphidae
  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Es ist ein Spiel

Es ist ein Spiel, in dem es darum geht, wer

- die besseren Argumente hat
- die jeweils ’entwaffnenden‘ Argumente findet und
- sich geschickter formulieren kann.

Denn: Was hier geschrieben wird hat keinerlei Einfluss auf die Maßnahmen der Politiker hüben oder drüben.

Je mehr Leute russische Propaganda verbreiten, desto größer das Spielfeld.
Je dümmer deren Behauptungen, desto einfacher sind sie zu widerlegen.
Je einfältiger deren Präsentation, desto schneller sind sie zu widerlegen.
Je gewandter dummes Zeug präsentiert wird, desto größer der Anspruch und das Vergnügen, sie so dumm aussehen zu lassen, wie sie sind.

Ich habe hier also Spaß ohne Ende. 😊

Die gute Tat dabei: Jeder Click unterstützt sogar noch den Verlag.

Bezahlt werden möchte ich dafür nicht, denn dann würden irgendwelche Vorgaben jeden spontanen Gedanken einschränken. Etliche Beiträge der Russen-Propaganda wirken recht gequält-gequetscht, als Ergebnis des Zwangs eine Behauptung vertreten zu müssen, von der man selbst genau weiß oder zumindest tief in sich spürt, dass sie falsch ist.

Niemand kann seinen moralischen Kompass abschalten. Er dringt immer durch und lässt in jeder Aussage erkennen, ob jemand mit 100-prozentiger Überzeugung dahinter steht oder ob das Gewissen boykottierend in die Formulierung von Ansichten eingegriffen hatte, die jeder Ethik und Logik widersprechend persönlichen historisch-emotionalen Ansichten entspringen.

Das Gewissen ist etwas gänzlich anderes als das Gefühl -> Dies als Erläuterung für diejenigen, die den vorangegangenen Satz nicht verstanden haben, denn natürlich werden nicht nur Sie alleine diesen Beitrag lesen.

Immer dann, wenn wir Schwierigkeiten haben einen Gedanken zu formulieren, sollten wir unser Gewissen ganz offen befragen: Was sagst Du dazu, dass ich zwar den Angriffskrieg der Russen verurteile, ihn aber insgeheim mit Taten zu rechtfertigen versuche, von denen ich der Meinung bin, sie seien genauso abscheulich? Hört man seinem Gewissen zu, dann kann man auch eine Antwort vernehmen, die beispielsweise so lauten kann:

"Warum bist Du nicht einfach so ehrlich zu sagen, aufgrund deiner Freundschaften mit einigen russischen Bürgern Sympathien für das ganze Volk zu hegen und nicht begreifen zu können, dass diese Menschen nichts gegen ihre Regierung unternehmen, um diesen Wahnsinn zu beenden?

Warum sagst Du nicht, dass Dein bisheriges schönes Bild von diesen Menschen zu zerreißen droht und Du Angst hast, all die schönen Erinnerungen, die Dein Leben bereichern, zu verlieren, wenn Du Dir Deine Enttäuschung über diese Menschen und die Tatsache eingestehst, an denjenigen, die Du bisher bewundert hattest nun auch sehr unbegreiflich dunkle Eigenschaften zu erkennen?

Warum schreist Du Deinen Schmerz nicht denjenigen Menschen ins Gesicht, die ihn durch ihr verbrecherisches Verhalten verursachen, statt über jene zu schimpfen, die versuchen die Verbrechen aufzuhalten?"

Ich habe kein Erbarmen (mehr!) mit Menschen, die sich jetzt noch immer nur deswegen auf die Seite von Verbrechern stellen, weil sie selbstbetrügerisch ihre Sympathie über Ethik & Recht stellen. Die Meisten derjenigen, die freundschaftlich mit Russen verbunden sind/waren, haben inzwischen die Kurve gekriegt. Den Rest muss man nun als rettungslos verloren geben.

Man muss Kontakte zu russischen Freunden nicht völlig aufgeben, man kann sie auch auf Eis legen - in der Hoffnung, dass die Freunde zur Besinnung kommen - denn dann darf man den Kontakt auch wieder aufnehmen und ihnen sogar guten Gewissens helfen.

Natürlich wird die Wartezeit von der Angst um das Wohlergehen der Freunde begleitet, denn der eine oder andere russische Freund könnte durchaus an der Front verletzt oder sogar getötet werden. DAS ist die Hauptmotivation hinter der Forderung keine Waffen mehr in die Ukraine zu liefern, denn das Leben eines Freundes ist für einen selbst viel wertvoller, als das eines Unbekannten, über dessen Schicksal man sich entweder Illusionen machen kann oder gar keine Gedanken zu machen braucht.

Ob manche ehemalige DDR-Bürger noch immer Minderwertigkeitskomplexe gegenüber geborenen BRD-Bürgern haben, dazu vermag ich nichts zu sagen. Ich weiß nur, dass jeder Mensch biologisch-natürliche Komplexe hat, die ihn dazu motivieren, sich selbst immer wieder zu bestätigen und auch Bestätigung von anderen zu ersehnen. So gibt z.B. die bedingungslose Liebe einer Mutter ihrem Kind die Bestätigung, liebenswert zu sein. Wachsen Kinder ohne diese Erfahrung auf, streben sie überproportional stärker nach Bestätigungen verschiedenster Art, als in Liebe gebettet groß gewordene. Vielleicht gründet ein Komplex mancher ehemaliger DDR-Bürger in Kindheitserlebnissen. Die Flucht in eine Wut gegen den Westen könnte ein Ventil sein, a) gegen die Angst als psychisch krank abgestempelt zu werden und b) um etwas von dem inneren Druck abzubauen. Ob dies im Einzelfall zutrifft oder noch ganz andere Ursachen vorliegen, das müssen die Betreffenden mit der Unterstützung eines Psychologen selbst herausfinden - falls sie es denn überhaupt wissen wollen.

Wenn erwachsene Menschen sich nicht mit ihren eigenen Motiven beschäftigen und z.B. selbst nicht versuchen sozialunverträgliche Verhaltensweisen abzulegen, müssen andere auch keine Rücksicht auf die in bedauernswerten Schicksalen wurzelnden Motive nehmen und Mördern oder deren Komplizen deswegen gar noch Absolution erteilen. Man darf und muss (!) sie an ihren Taten/Aussagen messen und diese schonungslos verurteilen.

Die Infragestellung der Mitgliedschaft der Russischen Föderation in den Vereinten Nationen habe ich unter dem Thread "RF in den VN: Zutritt für Unbefugte verboten?" ein wenig erörtert. Ich fürchte es wird etwas Zeit brauchen, bis diese Frage eine Antwort findet.

Auch zu Chinas "Friedensinitiative" habe ich mich mit dem Thread "Böse wer böses denkt?" geäußert.

Ich finde es gut, dass Biden den Chinesen mit seinem Überraschungsbesuch in Kiew die Show gestohlen hat und man sich jetzt mit dem Rätsel beschäftigt, was er wohl im stillen Kämmerlein mit Selenskji besprochen haben mag, statt gespannt auf die „Verkündung des Heils“ zu warten. Chinas Taktik eine Erklärung anzukündigen, statt sie einfach zu verlautbaren, und sich durch allseits gespannte Aufmerksamkeit zum einzig wahren Weltretter zu machen - geht nicht mehr auf.

Es gibt in der Geschichte einen einzigen Krieg, der durch Verhandlungen beendet wurde - jedoch auch nur deswegen, weil nach 30 Jahren Krieg alle Beteiligten erschöpft waren. Alle anderen Versuche, Kriege dauerhaft durch Verhandlungen beizulegen, sind gescheitert.

Wer also einen Verhandlungsfrieden für die Ukraine fordert, muss dort erst einmal mindestens 30 Jahre Krieg duldend abwarten. Wer ihn schneller beendet sehen möchte, muss denjenigen Kriegsteilnehmer unterstützen, dem es sein Gewissen befiehlt.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.02.2023 11:38).

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