Natürlich stimme ich Kolenda in der Hauptsache zu, aber sich nahezu ausschliesslich auf Mearsheimer zu stützen, greift um einiges zu kurz, da dieser, als u.s.-Amerikaner, keine uneingeschränkte Sicht auf die Dinge hat. Ich habe das, anlässlich der Veröffentlichung des Interviews hier auf TP kritisiert. (Stichworte - Unerheblichkeit der Person des u.s.-Präsidenten, Weltinsel-Konstrukt, Ziel, Russland zu zerstückeln, Nachwirkungen von '89, Unmöglichkeit der Konflikteinfrierung, usa als der eigentliche Problembär)
Stoltenberg verzerrt die Realität natürlich. Zwar ist es gewiss das Ziel der russischen Regierung, das Heranrobben der nato an Russland ein für allemal zu stoppen und möglichst umzukehren, doch handelte es sich bei Putins Schreiben durchaus nicht um ein Diktat, sondern um die Aufforderung zu Verhandlungen, was der Westen kategorisch ausschloss. Diese Haltung ist bis heute unverändert. Die unerwartet schlechten Ergebnisse der militärischen Bemühungen in der Ukraine und erst recht der ökonomischen in Form eines gegen Russland gerichteten Wirtschaftskrieges haben diese Haltung nicht einmal aufweichen können. Das liegt wohl auch am unbedingten Glauben an die eigene Exzeptionalität, dem Besserwessitum. Z. B. bilden sich auch durchaus kritische Geister immer noch eine technologische Überlegenheit gerade auf militärischem Gebiet ein, die schlicht nicht den Tatsachen entspricht. Leider ist ein Experiment dazu mit gigantischen Eskalationsrisiken verbunden. Aber es sieht so aus, dass nur Fakten zur Ernüchterung führen können. Dies obwohl es durchaus westliche Miltärexperten gibt, die die Realität nicht verschweigen.