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617 Beiträge seit 01.06.2018

Re: Die Tian’anmen-Option

blu_frisbee schrieb am 25.11.2021 12:37:

st.sch. schrieb am 25.11.2021 10:03:

So einfach wie man auch die Geschehnisse 1989 in der DDR hätte beenden können
... allein zeigt gelegentlich die Geschichte ihre unbändige Kraft und kleine Geschehnisse entfalten große Wirkungen.

Die Tian’anmen-Option war auf dem Tisch, die NVA stand in Bereitschaft.

Naja, als bei uns (8. Nachrichtenbataillon) die Kabeltrupps Sitzbänke und die Waffenkammer 100 neue Pistolen bekommen hat, nachdem irgendwelche Dreckskommunisten aus der Bezirksleitung solche Gedanken im Bezirksorgan von sich gaben, haben wir unseren Offizieren klar gemacht, dass die Stimmung in der Truppe so gespannt ist, dass der erste der einen Schießbefehl gibt, selbst eine Kugel bekommt. Wir haben dann einen Soldatenrat gegründet, um eben dies zu verhindern (und wir waren nicht mal die ersten). Die Offiziere schienen eher glücklich zu sein, dass jemand denen die Verantwortung abgenommen hat. Die Divisionsführung saß zwar im selben Objekt, hat aber weggeschaut und uns machen lassen. Die Tian’anmen-Option war mit der NVA nicht durchsetzbar (das ist DER Vorteil vor einer Berufsarmee!).
Im Übrigen, wir haben, weil ohne Nachrichtenleute überhaupt nichts ging, auch nie Wache stehen müssen. Also nur zur Not, wenn keine anderen da waren – Weihnachten, Pfingsten und Ostern. Interessanterweise hat man uns aber dafür am Tag der Grenzöffnung gebraucht. Die Divisionsführung wollten an dem Termin wohl keine frustrierten Reservisten mit 'ner Knarre als Objektschutz haben, die vielleicht durchdrehen und sich dann den Weg nach Westen frei schießen. Wir wurden ein paar Tage vorher informiert. Man kann also davon ausgehen, dass die Divisionsführung mindestens eine Woche vor Grenzöffnung Kenntnis daüber hatte. Die Schabowski-Nummer war Fake-News für die Geschichtsbücher.

Grüße

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