Durch das gescheiterte Referendum im Jahr 2016 hätte Morales überhaupt nicht zur Wahl antreten dürfen. Einzig durch einen juristischen Winkelzug hat das oberste Verfassungsgericht mit Verweis auf die "Menschenrechte" dies doch erlaubt. Vorher hat man seitens der MAS (Morales Partei) versucht, ein Hütchenspiel nach Vorbild Russlands zu realisieren, hatten aber keinen aussichtsreichen Kandidaten.
Und als sich herauskristalisierte, dass Morales im Dezember zu einer Stichwahl gegen den dann durchaus aussichtsreichen Kandidaten Carlos Mesa hätte antreten müssen, hat man kurzerhand das TREP-System ausgeschaltet. Als man es dann wieder aktiviert hat, war Morales plötzlich gegen jede Prognose der absolute Gewinner der Wahl.
Evo Morales hier als Opfer darzustellen, halte ich für schwierig. Er war wie Chavez sicherlich sozial engagiert und hat die Armut in seinem Land verringert, aber er war genauso machtbesessen und korrupt, wie er es gerne der Opposition vorwirft. Dazu kommt, dass Harald Neuber als Autor von Amerika 21 eine gewisse Blindheit für manches sozialistisches Regime in der Vergangenheit hat erkennen lassen. Es ist nicht immer alles schwarz und weiß und nicht hinter jedem Aufstand in Lateinamerika stecken die USA.