Ich bin jetzt mal ganz vorsichtig und frage: Du behauptest jetzt nicht, der Russe wäre von Natur aus Imperialist, oder?
Ok, zurück zum Anfang. Du stellst den Artikel in den Kontext der Nazipropaganda - "Der ewige Jude". So von wegen wir haben da ein unverbesserliches Volk, das uns schadet und deshalb vernichtet werden muss.
Das ist Unsinn und das hat der Autor nicht geschrieben und bestimmt auch nicht gemeint.
Und das Zitat, was du bringst, gibt diese Interpretation erst recht nicht her. Vor allem, wenn man den Kontext dazu nimmt:
Wenn in Russland ein demokratisches System entsteht, wird dieses Land in seiner jetzigen Form kollabieren
Hervorhebung von mir. Darum geht's. Russland als Staat in der heutigen Form kann nicht als demokratischer Staat existieren. Das ist die These. Dem kann man jetzt zustimmen (tu ich) oder auch nicht. Die russische Opposition lehnt das größtenteils ab. Auch ausgesprochene Gegner wie Maxim Katz und Vladimir Milov sind sind sich da einig. Ich halte das für Wunschdenken. Da kann man jedenfalls drüber diskutieren und das wäre auch hochspannend.
Was dagegen auf keinen Fall funktioniert, ist, daraus einen rassistischen Angriff auf die Russen zu machen. Im Gegenteil, es verhindert, dass sich die Russen mit ihren Problemen ehrlich auseinandersetzen, indem es die Auffassung "die Welt ist sowieso gegen uns" stärkt. Kommt uns das bekannt vor? Hmm? Ja, so haben die Nazis argumentiert, der du natürlich nicht bist. Also machst du jetzt weiter damit?
"Sobald in Moskau ein Politiker der. Größe Willy Brandts an die Macht käme, der auf die Knie fällt und sich bei den Ukrainern und anderen Ethnien für den Völkermord entschuldigt, würde er sofort die Macht verlieren.
Machen wir doch mal ein Gedankenexperiment. Wie wäre es damit: "Sobald in Moskau ein Politiker an die Macht kommt, der sagt, wir sollten aufhören, anderen Völkern vorzuschreiben, wie sie zu leben haben und uns mehr um uns kümmern, wir haben echt haufenweise eigene Probleme, die gelöst werden müssen und nur von uns gelöst werden können. Die Korruption bekämpfen, die Gewinne aus unseren Rohstoffen in Schulen, Krankenhäuser und Straßen investieren und nicht in Villen und Jachten von irgendwelchen Beamten. Vielleicht bauen wir ein paar Eisenbahnlinien, um unsere riesigen Territorien zugänglicher zu machen. Unsere chinesischen Freunde helfen uns da bestimmt, die haben Erfahrung. Wir könnten den Rechtsstaat stärken und damit ein attraktives Klima für Investitionen schaffen. Vielleicht baut ja dann sogar Intel eine Farbrik bei uns, wo unsere hervorragend ausgebildeten Ingenieure ihr Wissen produktiv anwenden können. Wir könnten unseren vielen Regionen mehr Autonomie geben, insbesondere mehr Entscheidungsfreiheit beim Budget, damit mehr Wertschöpfung in der Region bleibt. So schaffen wir Anreize, dass sich die Regionen eigenständig entwickeln, ohne dass wir uns ständig darum kümmern müssen. Wir sind ein unglaublich reiches Land. Eigentlich müssten wir einen Lebensstandard wie Norwegen haben. Warum haben wir den nicht? Sicher nicht, weil die Ukrainer Straßen nach Stepan Bandera benennen, das sollen die mal unter sich klären."
Würde der auch augenblicklich seine Macht verlieren?
Und wenn dann, eine Generation später (20-30 Jahre) ein Willy Brandt kommt und vor den Ukrainern auf die Knie fällt und um Verzeihung bittet, wie würde das dann ausgehen?
Ich würde sogar behaupten, dass unter diesen Bedingungen Russland erhalten bliebe (und widerspreche damit selbstbewusst dem Autor). Das Problem ist halt, dass sämtliche Politiker dieser Art, die es in Russland durchaus gegeben hat, vertrieben, eingesperrt und umgebracht wurden. Und zwar ganz sicher nicht vom Volk. Sondern von den Tschekisten (und schon stimme ich dem Autor wieder zu, das steht ja sinngemäß so auch in seinem Artikel).