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  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Gleitbomben in der Tat ein Problem! Deshalb aber kapitulieren?

Diese 1500kg Aerosolbombe ist schon eine gleichermaßen krasse wie menschenverachtende Waffe, die den zur Explosion notwendigen Sauerstoff aus der Umgebungsluft schöpft. Die schlägt ein wie ein riesengroßer Hammer, verbrennt und zerdrückt alles in ihrem Zentrum und verbreitet dann eine glühende Druckwelle, der noch eine Unterdruckzone folgt.

Neu ist diese Art Bombe nicht, die kleinere 500er Variante hat Russland im Grunde immer schon gerne eingesetzt um die gegnerischen Soldaten zu demoralisieren.

Erschwerend hinzu kommt noch, daß der Ukraine so gut wie keine effektive Abwehrmöglichkeit zur Verfügung steht.
Russland feuert die nämlich aus „sicherer Entfernung“ vom Trägerflugzeug ab und der Ukraine fehlen die militärischen Mittel, den Luftraum zu kontrollieren.

—> Deshalb also sofort kapitulieren? (*)

Nicht unbedingt.

Ja, ich weiß selbst, das ist einzig die Entscheidung der Ukraine. Sämtliche Betrachtungen unterstellen stets den Willen, die Moral und das Durchhaltevermögen der Ukrainer sich noch weiter gegen den Aggressor zur Wehr zu setzen.

Gründe:

1. Es wird aktuell wieder vermehrt über diesen Bombentyp berichtet. Und das in Superlativen. „Wunderwaffe“, „für den Krieg entscheidend“, „lässt Ukraine keine Chance“ usw.
Ja, diese Waffe ist zugegebenermaßen extrem wirkungsvoll. Nicht „nur“ äußerst zerstörerisch, sondern vor allen Dingen mit Sicherheit auch ziemlich demoralisierend für die ukrainischen Soldaten.
Allerdings werden in diesem Zusammenhang so gut wie nie etwaige Gegenmaßnahmen analysiert , sondern es wird stets mit einem manipulativen Unterton, die Ukraine zur sofortigen Kapitulation aufgefordert (denn nichts anderes bedeuten ja „Verhandlungen“ zum jetzigen Zeitpunkt).
Die letzten knapp 2 1/2 Jahre haben jedoch mitunter auch regelmäßig gelehrt, daß in solchen einseitig- und hoch dramatisiert dargestellten Fällen meistens irgendetwas sozusagen im Busch war.

2. Die USA kündigen öffentlich (!) die Entsendung von Militärtechnikern an. Wenn ein Land wie die USA das so dermaßen transparent kommuniziert, kann man das ausnahmsweise sogar glauben, daß das „nur“ im Prinzip zivile Wartungsmonteure zu sein scheinen. Abwegig ist das übrigens noch nicht mal, auch hier bei der Bundeswehr werden Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten oftmals / meistens von zivilen Firmen durchgeführt. Also nichts ungewöhnliches.
Übrigens macht sich die USA damit doch auch nicht zur „Kriegspartei“, wie manche direkt reflexartig mit Schaum vor dem Mund losposaunen. Wenn Wartungsmonteure in einem souveränen Land Reparaturarbeiten erledigen, dann ist das so als wenn ein Siemens Energy Monteur dort irgendwelche Arbeiten an einer Gaspipeline durchführen würde. Man darf auch ruhig mal die Kirche im Dorf lassen.
Die Frage, die ich persönlich viel spannender finde: Was genau sollen die denn dort warten und/ oder reparieren? Es kann natürlich sein, daß ich das irgendwo überlesen habe, mir ist es jedenfalls noch nicht aufgefallen. Wenn es also jemand zufällig weiß, gerne mitteilen.

3. Thema F-16 Kampfjets: Es heißt ja schon seit längerer Zeit, daß „diesen Sommer“ eine relativ große Zahl an F-16 Kampfjets der Ukraine zur Verfügung gestellt würde. Wir haben jetzt bekanntlich Sommer, also dürften wir die F-16 Jets wohl sehr bald auch im ukrainischen Luftraum zu sehen bekommen. Die gelten allerdings für dieses Terrain als nicht einfach zu warten und bedürfen, so heißt es jedenfalls, ganz besonderer Pflege und Aufmerksamkeit sozusagen. In dem Zusammenhang würde das in meinen Augen die Entsendung von entsprechenden Profis durchaus plausibel machen. An solche Systeme kann man nun mal nicht jeden ran lassen und das lernt man auch nicht mal eben in einem crash-Kurs. Außerdem lehnte es Joe Biden bekanntlich ab, die F-16 Kampfjets außerhalb der Ukraine zu parken. Auch das würde eine Entsendung von Wartungsexperten in die Ukraine durchaus erklären.
Zum Thema Bombenabwehr: Meines Wissens nach sind auch F-16 Kampfjets keine Garantie, die Gleitbomben in irgendeiner Form abzufangen. Außerdem müssen sich die ukrainischen Piloten vor der russischen Flugabwehr sehr in Acht nehmen. Und last but not least gibt es meines Wissens nach im Repertoire auch keine Luft-Luft-Raketen für diesen Flugzeugtyp (bitte korrigieren, falls ich mich irre).
Dennoch: Sollten tatsächlich die F-16 jetzt bald in der Ukraine einsatzbereit sein und zusätzlich entsprechende „Begleitwaffen“ im Gepäck haben, dann könnte Russland die nahezu uneingeschränkte Hoheit über den ukrainischen Luftraum verlieren und müsste sich diesen dann wohl mit der Ukraine bei sehr erhöhtem Risiko teilen.

4. Raketen mit hoher Reichweite: Sowohl Deutschland, als auch die USA haben es bekanntlich erlaubt, militärische Ziele auch weit hinter der Grenze zerstören zu dürfen. Ob diesbzgl. auch etwas in der Mache ist, um z.B. die Gleitbomben Fabrik in der Nähe von Moskau treffen zu können, weiß ich auch nicht. Hier wäre Taurus dann wiederum ganz nützlich.
Mal ganz ehrlich: Das ist in meinen Augen so eine asoziale Waffe, wenn ich das so sagen darf. Dieser Einsatz, also wie Russland diese Bombe einsetzt, wäre für mich fast schon ein Grund den UN Sicherheitsrat zu informieren, um dann meinetwegen mit einer „Koalition der Willigen“ oder welchen Decknamen man auch immer der Truppe geben möchte, das vor Ort militärisch zu unterbinden. Sei es durch kontrollierte Flugverbotszonen oder durch Zerstörung der Fabriken.
Denn DAS ist nämlich definitiv eine rote Linie!
Und die Putin-Fans feiern das auch noch… widerlich! Schämt euch!

(*) Persönliches Fazit: Ich würde noch warten!

Gruß, Baxter

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