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  • yossarian

mehr als 1000 Beiträge seit 20.06.2000

it's never to late to mutate

Ambros schrieb am 13. April 2003 11:28

> > > Sepp Brannigan:
> > > Es ist schon beruhigend, dass die Natur immernoch das letzte Wort hat.

> > Corwin Duke:
> > Es wäre noch viel beruhigender, wenn die Herren Wissenschaftler das
> > auch mal akzeptieren könnten. Aber ein Nein wird heutzutage so selten
> > verstanden ...


> Nein, das waere sehr demoralisierend - dieser Fatalismus ist schon
> erschreckend.

Er ist dumm. Brannigan und Duke sollen keine Lampe mehr anmachen,
weil dieser böse Wolframglühfaden ist ja auch von Wissenschaftlern...

> "Die Natur" (wer soll das uebrigends sein?) hat seit Aeonen Jahren
> Leid ueber das Leben gebracht - ich denke, "sie" hatte nun ihre
> Chance ...

Das ist natürlich auch Unsinn. "Leid" ist eine menschliche, eine
ethische Terminologie. Vom Standpunkt der Evolution (wenn es sie
tatsächlich als universales Prinzip gibt, es deutet ja viel darauf
hin) kennt kein "Leid" sondern Anpassung und Selektion.

> Wir - das Leben - sind eine grundlegende emergente Eigenschaft des
> Universums

Dieses Planeten. Über andere Himmelskörper möchte ich noch keine
Aussage treffen. Es scheint mir zwar sehr wahrscheinlich, daß es
sicher auch andere Planeten mit Leben gibt, aber wissen tun wir das
noch nicht.

> und haben die Faehigkeit, Berechtigung und Pflicht zur
> umfassenden Einflussnahme auf die weitere Evolution.

Fähigkeit ja. Möglichkeit auch. "Berechtigung" und "Pflicht" sind
wieder nur ethische Kategorien, die sich der Mensch selbst erschafft,
weil er eben die Möglichkeit dazu hat. Menschen ändern sich und seine
Werte mit ihnen.

> Ich hoffe, Wissenschaftler und sonstige Interessierte lassen sich von
> diversen Rueckschlaegen nicht entmutigen.

Das ist noch nie passiert. Der Mensch *will* wissen. Auf *was* er
seinen Wissensdurst konzentriert und wofür er auch von anderen
Menschen die nötigen Ressourcen bereitgestellt bekommt, ist jedoch in
weiten Grenzen veränderbar und m.E. eine Folge seiner
Gesellschaftsform. Derzeit ist halt gerade Gentechnik "in", doch das
kann sich ändern. M.E. sollte es das auch. Es gibt viele Dinge, die
a) wichtiger und b) interessanter sind.

> Wissenschaft und Technik hatten im Vergleich zur Natur einen
> unglaublich kurzen Zeitraum zur Verfuegung - und trotzdem glauben
> manche, schon jetzt ein Fazit bilden zu koennen.

Natur und Wissenschaft sind keine getrennten Sphären: Das was wir die
wissenschaftliche Methode nennen, ist m.E. nur eine weitere Stufe der
Evolution.  "Sie" probiert halt gerade mal was neues aus.
Funktioniert ja auch ganz gut. Nur sollte man sich i.d.T. hüten
daraus voreilige Schlüsse zu ziehen. Schauen wir und den
Quastenflosser an: Ein netter kleiner Fisch der in 300-400 m Tiefe um
die Komoren herumschwimmt. Der existiert schon weitgehend unverändert
120 - 150 Mio. Jahre lang. Hat es bislang nicht nötig gehabt,
großartig zu mutieren. Einfache Grundkonstruktion, aber sehr sehr
haltbar. Demgegenüber ist der Mensch erst sehr kurz auf dieser Kugel,
je nachdem wie man rechnet, 50.000 - 1 Mio. Jahre. Man sollte sich
angesichts der vielen Arten die entstanden und bereits wieder
untergegangen sind, selbst nicht allzu wichtig nehmen.

Ach ja: Klonen halte ich für mäßig interessant. Man kann seinen
Wissensdrang und die nötigen Ressourcen auch auf andere Gebiete
konzentriern. Ethisch gesprochen: Mir war es immer schon
schleierhaft, warum der Mensch Kopien seiner selbst anfertigen will,
bevor die Funktion seines wichtigsten Körperteils, des Hirns,
überhaupt ansatzweise verstanden hat. Künstlich neue Menschen zu
erzeugen, solange noch nicht mal die vorhandenen alle satt geschweige
denn glücklich sind, ist irgendwie doch recht sinnfrei.

mfG, yossarian

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