Schon Theodor Herzl (1896, 29) machte folgendes Angebot an die Westmächte: "Für Europa würden wir dort ein Stück des Walles gegen Asien bilden; wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen."
Genau diese Funktion - die man selbstredend modern und weniger rassistisch umformulieren müsste - erfüllt Israel nun auch und insofern handelt es sich um ein eine Art von Kolonialismus.
Der Autor tendiert dazu, die schlichte Tatsache, dass die Palästinenser die Autochthonen, die Zionisten die Zuzüger sind, auszublenden. Entsprechend erörtert er Möglichkeiten für eine Ersatzheimat für die Palästinenser, nicht für die Israelis. Das hat etwas Absurdes. Der ursprünglich jüdische Schriftsteller Alfred Döblin trug sich, nicht als einziger, mit der Idee, für die Menschen jüdischen Glaubens eine neue Heimstadt in Australien zu finden. Das wäre wahrscheinlich gar keine so schlechte Lösung gewesen. Nun aber leben sie in Palästina und auch wenn der Versuch dies mit ihrer Anwesenheit dort in der Antike zu legitimieren, absolut lächerlich ist, ist das nun eben eine unabänderliche Tatsache. Genau so wie die Anwesenheit von ca. ebenso vielen Palästinensern, von denen niemand ernsthaft erwarten kann, dass sie sich freiwillig einer Nakba plus unterziehen.
Also müssen die beiden Völker irgendwie zusammenfinden. Es gibt keine andere vertretbare Möglichkeit. Leider haben sich in der israelischen Politik rechtsextreme Hardliner in den letzten Jahrzehnten immer mehr durchgesetzt. Ebenso auf der palästinensischen Seite, allerdings nicht ohne machiavellistisch motivierte Hilfe der Israelis. Die Hamas wurde als eine Art nützliche Idiotenorganisation von israelischen Akteuren gefördert, zumindest bis zum endgültigen Bruch mit der Fatah. Diese politische Orientierung der führenden Figuren auf beiden Seiten macht eine pragmatische Lösung vorderhand unmöglich.
Dagegen müssen alle halbwegs rationalen Regierungen dieser Welt angehen. Und zwar von jetzt auf gleich. Die Gefahr einer apokalyptischen Eskalation, die den gesamten Planeten in Brand setzen kann, ist sehr, sehr hoch. Aus der manichäischen Logik muss zugunsten eines pragmatischen Ansatzes ausgestiegen werden.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.11.2023 23:01).