Hat meine 100%ige Zustimmung.
Meine Argumentation hierzu mag für viele hier armselig klingen, für mich ist sie aber ausschlaggebend: Mein Vater war Russe (er ist bereits gestorben, ich bin Ü50).
Als ich noch Student war, sagte mir mein Vater mal, dass ich, sofern ich jemals die Möglichkeit dazu haben sollte, in die USA auswandern soll.
Für ihn war es absolut klar, dass die damalige Sowjetunion keine Ruhe geben würde, bis das politische System auch im Westen Verbreitung findet.
Später, nachdem die Sowjetunion auseinandergebrochen war, war mein Vater besorgt, dass gerade Russland sich nicht so einfach mit einer Statistenrolle in der Weltpolitik zufrieden geben würde.
Als Obama Russland als regionale Macht bezeichnete und sich abzeichnete, dass Russland und der Westen keine tiefere Bindung eingehen würden, weil die russische Mentalität eben ist, wie sie ist (erzkonservativ, rassistisch, homophob, in Schubladen denkend, intolerant, obrigkeitshörig, unkritisch und tief sitzend nationalistisch) und die Russen vermutlich noch Jahrzehnte bräuchten zu lernen, was Weltoffenheit und Toleranz bedeuten, machte sich mein Vater große Sorgen um die Zukunft Europas.
Während viele in Europa Putin als großen Staatsmann wahrnahmen, hatte mein Vater schon damals die größten Befürchtungen, weil er schon früher mit Menschen wie Putin direkt zu tun hatte, vor allem bei der Arbeit: Bevor er nach dem 2. Weltkrieg mit der russischen Armee in ein anderes Ostblockland kam und dort meine Mutter kennenlernte, war er nämlich Offizier...bei SMERSH. Er kannte also seine Pappenheimer und konnte gut einschätzen, wie sich Russland mit Putin an der Spitze entwickeln würde.
Er sollte Recht behalten...
Mein Vater war ein sehr kluger Mann, hatte auch geschäftlich viel Erfolg und konnte Menschen hervorragend einschätzen, bis zuletzt. Ich werde seine Worte niemals vergessen. Es ist gut, dass er die aktuelle Situation mit der Ukraine nicht mehr erleben muss. Er hatte viele ukrainische Freunde, meinte immer, dass die Ukrainer im Gegensatz zu den Russen zivilisierter und wesentlich toleranter seien. Erst jetzt erkenne ich, wie Recht er hatte.