Was mir immer nicht so recht schmecken will, ist die inflationäre Verwendung des Begriffs "rechtsextrem". Was ist das? Ab WANN ist jemand "rechtsextrem"?
Also unter einem Rechtsextremisten stelle ich mir klassisch immernoch einen überzeugten Neon*zi vor, der früher mit Glatze und Springerstiefel sich abheben wollte von allen anderen. Heute wird der Begriff viel weiter gefasst und bezieht Menschen mit ein, die man früher vielleicht eher unter "(erz)konservativ" oder "rechtskonservativ" eingeordnet hätte.
Die CDU hat irgendwann unter Merkel einen Schwenk nach links gemacht und hat sich in die "Mitte" gestellt. Damit entstand zwangsläufig rechts der CDU ein Raum, den die AfD für sich entdecken konnte. Das merkt man u.a. auch am Parteiprogramm: die AfD entspricht effektiv einer CDU, die niemals unter Merkel in die Mitte gerückt ist - ergo: "konservativ". Schaut man auf den Rechtsaußenflügel der Partei, reimt der sich auf eine CSU aus der FJS-Ära. Wenn man also so will, ist die AfD nicht "rechtsextrem", ja nicht einmal "konservativ", sondern streng reaktionär. Die stehen für einen Zeitgeist der 1980er und 1990er - und das wirkt natürlich heute irgendwie "rechtsextrem".
Eigentlich sollten wir aufhören, in "links", "mitte" oder "rechts" einzuteilen, sondern viel lieber, ob eine Partei einen totalitären Regierungsansatz verfolgen wird, oder einen libertären (nicht zu verwechseln mit "(neo)liberal"). Wenn "totalitär" in dem Falle für "rechts" und "libertär" für "links" stehen würde, haben wir nur rechte und rechtsextreme Parteien zur Auswahl und ich wüsste zur Zeit nicht, ob nicht die AfD sogar rechts noch überholt würde.
Also selbst wenn die AfD irgendwo die Regierungsgeschäfte übernehmen sollte (die Frage ist ja nicht OB sondern WANN), wird sich am Regierungsstil nichts ändern und damit auch nichts an den grundsätzlichen Problemen im Land.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.09.2024 16:14).