Schreiber_Georg schrieb am 28.10.2018 17:08:
Blöd halt für den Verfasser und die Kritiker Spitzers, dass auch in TR ein Artikel drin war, der die Wohltaten der elektronischen Medien massivst bezweifelt. Dann ist TR ja genauso verstrahlt wie der Autor es für Spitzer behauptet. Dann gibt es wohl noch ein paar Wissenschaftler die das nicht so toll finden. Woher kommen eigentlich die zunehmende Zahl von psychisch Kranken unter unseren Kindern?
Ironischerweise kann man genau hier Spitzer eine Verharmlosung der gesellschaftlichen Situation vorwerfen. In einem seiner Vorträge sagt er vollkommen undifferenziert, dass Kinder so früh wie möglich zu anderen Kindern sollen, sprich in die Kita. Er ignoriert dabei seine eigene und von ihm angeführte Hirnforschung, die er in seiner Sendereihe "Geist und Gehirn" - hab ich komplett gesehen - zum besten gibt. Darin beschreibt er wie wichtig die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist und wie wichtig eine intensive Brutpflege für eine gesunde und robuste Hirnentwicklung ist. Wer sein Kind frühzeitig - wie derzeit gesellschaftlich üblich - in die Kita abschiebt, der riskiert eine lebenslange Traumatisierung seines Kindes mit den entsprechenden psychischen und gesundheitlichen Folgen. Leider lässt die derzeitige neoliberal-kapitalistische Arbeitswelt, die die Frauen entweder komplett vereinnahmt oder aussperrt, diesen nur die Wahl entweder gar keine Kinder und Karriere, unemanzipiertes Hausmütterchen und psychisch gesunde Kinder, oder Beruf und schlechte Brutpflege mit allen negativen Folgen für die Hirnentwicklung der Kinder. Eigentlich bräuchte es moderne Oyako-Arbeitsplätze für junge Mütter und ihre Kinder, zumindest bis die Kinder so viel Sicherheit von der Mutter gelernt haben und anfangen eigene Wege zu gehen und dann ganz von alleine den Kontakt zu den Peers suchen. Da muss niemand nachhelfen, wenn man sein Kind und nicht nur seine Karriere im Blick hat.
Spitzer liegt nicht so verkehrt mit seinen Warnungen vor der digitalen Verarmung in den Köpfen unserer Kinder. Aber Fehlentwicklungen bevor das Kind überhaupt ein Smartphone als Spielzeug entdeckt, sind individuell und gesellschaftlich - auch in den Kosten - wesentlich schwerwiegender, aber auch wesentlich kostengünstiger zu vermeiden, als alles was danach noch schief laufen kann. Meine Daumenregel: optimale Brutpflege durch die primäre Bezugsperson i.d.R. die Mutter bis 3 Jahre und dann ist das meiste schon geschafft. (siehe auch Vortrag von Prof. Dr. Arno Gruen - "Empathie vs. Kognition")