urggs schrieb am 02.08.2024 11:35:
Unsere chinesischen Kollegen wussten, dass wir mit ihren Namen Probleme haben könnten und kamen alle mit westlichen/amerikanischen Nicknames zur Verwendung durch uns.
Auch bei den Namen ist der Kontext wichtig. Chinesen nutzen verschiedene Namen, ein zweiter Name ist so häufig, dass es im Hukou-Dokument gleich einen Eintrag dafür gibt. Prominentes Beispiel: Sun Yat-Sen, der Anführer der 1911er-Revolution heißt 孙逸仙 (Pinyin Sūn Yìxiān), und 孙中山 (Pinyin Sūn Zhōngshān), nach seiner Herkunft. Chinesen verwirrt, dass wir seinen Privatnamen auf Kantonesisch benutzen, während sie seinen Nicknamen auf Mandarin nutzen.
Sein Geburtsname ist übrigens 孙文 (Sūn Wén), aber den benutzt praktisch niemand.
In der Kaiserzeit war auch üblich, sich als Beamter einen Hofnamen zu geben.
Deshalb ist es für Chinesen überhaupt kein Thema, sich je nach Kontext einen anderen Namen zuzulegen.
Und selbstverständlich gibt man sich als Langnase in China einen chinesischen Namen, damit das für die Chinesen einfacher ist.
Bei einer Heirat behält man (bzw. Frau) dafür aber den ursprünglichen Namen.
Was der Autor von dem Artikel gar nicht verstanden hat: das chinesische Recht ist nach dem Zusammenbruch der eigenen Rechtsordnung aus Deutschland kopiert worden, und damit kam auch der große Spielraum für Einzelfallentscheidungen, den Gerichte in Deutschland selbstverständlich auch zum Wohle der hier Mächtigen voll ausnutzen. Also: wir kennen uns mit deren Rechtssystem gut aus, wir akzeptieren nur nicht, dass die Machtverhältnisse zu unseren Ungunsten sind.
Da das deutsche Recht sehr komplex ist, haben die Chinesen aber an vielen Stellen vereinfacht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.08.2024 10:08).