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mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Re: Wachstum ist nicht unnatürlich

de Sade (1) schrieb am 05.03.2019 14:15:

sennahoj schrieb am 05.03.2019 12:44:

de Sade (1) schrieb am 05.03.2019

An die Stelle ist das Bewusstsein getreten und aus animalischer Sexualität wurde Erotik, mit vielen spielerischen Komponenten.

Das würde ich persönlich ja sehr begrüßen, aber sowohl meine Erfahrungen, als auch meine Beobachtungen, ebenso das, was ich von Neuroanatomie weiß, lassen sich mit einem solchen Menschenbild nicht in Deckung bringen.

Das musst mir näher erläutern.

Zum Beispiel das oben bereits erwähnte:
„Und dennoch spielen olfaktorische Reize, die direkt auf die ältesten Hirnregionen wirken bei der Wahl von Sexualpartnern eine entscheidende Rolle.
Und bei Frauen ist die Präferenz des Männertyps auch noch abhängig von ihrer Periode.“
Das sind Wirkungen von alten neuroanatomischen Regelkreisen.

Des weiteren denke ich, diese Idealisierung bei Plato kann ein wenig mit dem freudschen Überich, einer gesellschaftlich kulturellen Forderung an das Individuum, wie dieses zu sein hat, identifiziert werden.
Wobei aber Sollen und Sein im weiteren Denken einfach gleichgesetzt ist.
Doch in Wirklichkeit befindet sich hinter dieser Kulturmaskerade ein weites Schattenreich tieferer Schichten.
Und warum sollte denn angenommen werden, dass solche Vitalfunktionen des Lebens, wie es die Reproduktion nun einmal ist, in all ihren Komponenten in den Bereichen der Großhirnrinde zu verorten sein?

Freud halte ich aus vielerlei Gründen problematisch, insbesondere das Überich, aber das ist ein sehr weites Feld. Sublimierung oder wie Du es nennst: Kulturmaskerade ist tatsächlich ein Schattenreich. Die Vitalfunktionen bleiben wichtig. Man kann sie erweitern.

Ich meine nicht die Sublimierung als Schattenreich, sondern das Schattenreich all der vital natürlichen Ursprungsprozesse das sich hinter der Maskerade der Sublimierung auftut.

Aber ich mag den alten Cookser nicht, doch das ist ja egal.
Worum es geht ist der Begriff „Überich“ als gesellschaftlich sozialisierte und damit von der Gesellschaft auch vom Individuum eingeforderte Rolle, die am besten dann eingenommen werden kann, wenn sie mit der Selbstvorstellung koinzidiert.
Es sind dann da die zwei Ebenen von Interessen.
Zum einen die, die das Individuum ganz unmittelbar hat und zum anderen die Interessen, die die Gesellschaft an einer gewissen Funktion des Individuums hat.
Solche Sachen wie platonische Ideale vom Menschsein, sehe ich immer in dem Verdacht, dass es Mittel sind, mit denen eine Gesellschaft die Funktion des Individuums, die dieses in ihr hat, möglichst aufwandsfrei gewährleisten will.
Von daher diese Identifikation zwischen Überich und platonischem Ideal.

Ich denke eher an eine andere Form von Erotik:
Wir haben im Moment auch gerade Sex, aber der etwas anderen Art. Wir penetrieren uns gegenseitig mit Ideen und zeugen unablässig geistige Kinder.
Diese Art von Sex braucht keinen Körper, auch spielt das biologische Geschlecht fast keine Rolle, außer das geistiger Austausch zwischen Mann und Frau vielleicht etwas andere Ideenkinder zeugt. Promiskuität ist beim geistigen Sex normal und durchaus wünschenswert.

Ja klar und das ist wohl auch gerade das wovon Diothima spricht.
Aber es ist dann wohl nicht nicht Sex sondern Eros.

Doch dabei gibt es dann in mir einen gewissen Widerstand, weil mir nicht so ganz klar ist, wer in diesem Fall das handelnde Subjekt ist.
Allerdings auch beim physischen Kinder zeugen, zumindest gibt es Leute die sowas behaupten, sind die dabei beteiligten Personen nur ausführende Organe einer genetischen gesammtplanetaren Ursuppe, die sich in einer Art von Fruchtkörpern für diesen Akt ihrer Selbstbefruchtung teilmanifestiert hat.

Und wenn wir nun hier Ideenkinder zeugen, sind es dann tatsächlich wir, die dabei die handelnden Subjekte sind oder zeugt eine memetische Ideenursuppe durch uns sich selbst. Und wir sind ihr dabei nichts weiter als werkzeughafte Funktionen die für sie auf die richtigen Tasten drücken?

Das Zölibat ist ein ganz eigenes Problem. Die körperliche Seite auszuschalten schafft zahlreiche neue Probleme.

Aus meiner Sicht ist das Zölibat vor allem als eine Ordensregel zu verstehen, da es ansonsten kaum möglich gewesen wäre in größeren Gemeinschaften mehr oder weniger spannungsfrei auf engem Raum zu leben, vor allem weil ohne Zölibat dann ja auch Kinder entstanden wären.
Aber es wäre schon ein interessantes Versuchsfeld, das nun in der Moderne also ohne natürliche Reproduktionsfolgen auszuprobieren.
Wobei wir dann wohl möglich auch wieder ein wenig bei Plato, seinem Staat und den Fruchtbarkeitsfesten der Elite landen.

Das das sieht auch der aktuelle Papst nicht,

Den Papst habe ich irgendwie nicht so auf dem Schirm.

ebenso wenig wie es für völlig inakzeptabel ansehen, die Frauen aus dem Priesteramt auszuschließen.

Und Frauen im Priesteramt ebenfalls nicht.

Aber da gibt es ja seit 500 Jahren eine Reformbewegung.
Nicht der Protestantismus hat sich abgespalten, sondern die Fußkranken der Kirche,
die sich katholisch wähnten. Aber das ist alles ein anderes Thema, hier nur ein Einschub.

Der ganzen kirchlichen Organisation messe sich wenig Bedeutung zu.
Da muss wenn überhaupt im 21gsten Jahrhundert etwa ganz Neues her.
Am besten wäre es wohl, die Gründer der Haupreligionen würden kurz mal reinkarnieren und sich konspirativ zusammen hocken, um dann die verschiedenen Religionen in ihren gemeinsamen Grundstrukturen zusammenzuführen.
Und ich sage das nicht, weil ich da an was glaube, sondern weil ich es für besser halte, dass die Menschen sich an einer moralische Instanz orientieren können, als dass sie in einer Willkür universeller Relativierung herum irren.

Noch ist ja das Blut von dem Nietzsche sprach, nicht verblichen, und wir haben unsere mörderischen Hände in dieser Schuld gewaschen nachdem wir Gott töteten.
Der Glaube an etwas, das Über_(dem)_Mensch ist bedeutet halt schon mal eine Entwicklungsrichtung, sodass wir endlich damit aufhören können, uns nur noch um uns selber herum im Kreis zu bewegen.

es ist einer Frau sehr wohl möglich, sich gegen den Funktionseinsatzdrang ihrer Gebärmutter zu entscheiden. Nur sie hat dieses Organ nun mal und eine biologische Option die ungenutzt bleibt, wird sich wohl immer mal wieder ins Bewusstsein drängen.

Ist ja auch nicht grundsätzlich verkehrt, aber wenn die Kinder, die nun mal eine lange Pflegezeit brauchen, in der Zahl 1-3 liegen, könnte es im Mittel den Bestand der Menschen sichern. Die Generationenfolge sorgt für Regenration.

Sicher ist das eine gute Sache.
Aber ebenso wie die Männer sich irgendwann vor tausenden von Jahren darauf geeinigt haben, dass es besser für alle sei, sich nicht in einem gegenseitigen Vernichtungskampf um die Reproduktionsressource weibliche Fruchtbarkeit zu zerfleischen, richtiger, Gesellschaften mit diesbezüglich geregelter männlicher Sexualität eine bessere Entwicklungschance hatten, geht es aktuell darum, das eben auch die weibliche Komponente der Sexualität unter eine Regelung gestellt wird.
Aber das ist dann eine Diskussion, die unter den Frauen geführt werden müsste. Doch die sind ja aktuell gerade in ganz andere Diskurse ver[(str)z]ickt.

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