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Avatar von sennahoj

mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Re: vor Augen führen

Pnyx (1) schrieb am 05.03.2019 20:12:

Du bist eine Textvermehrungsmaschine. Wenn ich auf all das eingehen würde, was du schreibst, wärs am Schluss ein Buch...

Tja was soll ich da machen?
Dem das Herz (oder Hirn) voll ist dessen Feder quillt über. :-)

Es gilt dann also sich über diese Komponente der Natur zu erheben.

Wer sich über die Natur erheben will, den hängt sie an einen Felsen und die Adler kommen regelmässig sich an seiner Leber zu sättigen... du weisst schon.

Ja ich weiß.
Aber das ist halt der einzige Weg der Menschheit das Feuer zu bringen.

Allerdings finde ich dass die Zitatzeile nun doch heftig aus dem Zusammenhang gerissen ist.

Für mich ist, und bisher habe ich keine überzeugenden Gegenpositionen dazu erkennen können, der Wachstumszwang der dem aktuellen wirtschaftlichen System innewohnt, einfach nur die konsequente Fortsetzung des Wachstumszwangs der auch allen anderen natürlichen Teilsystemen zugrunde liegt.
Es gilt dann also sich über diese Komponente der Natur zu erheben.

Ich schreibe in dem ganzen Absatz davor, dass ich den Drang zum Wachsen als eine Grundkomponente des natürlichen Lebensprozesses ansehe und mich dann gar nicht wunder, wenn ich den schließlich auch im Verhalten der Menschheit, und also ebenso in ihren sozialen Systemen wieder finde.
Also Natur => Wachstum. Aber dann lässt die Natur eben auch gnadenlos jedes in seinem Wachstum die Ressourcenbasis überbeanspruchendes Teilsystem vor die Wand fahren.
Wenn wir als Menschheit das für uns selbst nicht so wollen, dann müssen wir uns wohl oder übel über diese Defaulteinstellung des Lebens erheben und Vernunftkontrolle über uns erlagen.
Auf einer Ebene heißt das, gegen Naturvorgaben zu verstoßen, auf der anderen allerdings auch - schließlich haben wir von der Natur unser Gehirn ja genau dafür bekommen, um in möglichst vielen Situationen und Habitaten überleben zu können - den speziell uns von der Natur vorgegebenen Regeln zu gehorchen.

Das ist so ein typischer Plot der griechischen Tragödie.
Die Situation zwingt einen das Gesetz zu brechen um es einhalten zu können.
Und gewiss doch, genau für so was wird man dann an den Felsen gekettet und von Zeus Adler zerfleddert. Denn nichts ist verwerflicher als der berechtigte Bruch des Gesetzes, da dieser schließlich die Berechtigung des gesamten Gesetzeskanon in Frage stellt.
Doch sei es drum, in einer solchen Situation des Dilemmas zwischen zwei schmerzhaften Wegen des Untergangs, wählt man halt den, den einem die Vernunft vorgibt und hofft darauf, dass schließlich ein Gottessohn ein Einsehen und Mitleid zeigt und zumindest den blutgierigen Adler tötet.

Es ist die Illusion jedes Technokraten, dass er glaubt mit seinen ingeniösen Erfindungen den existentiellen Aufwand reduzieren zu können.

Den existenziellen Aufwand zu reduzieren gelingt bereits mit einem Faustkeil und dem Feuer und beides ist in seiner beabsichtigten Wirkung, nämlich einem das Leben zu erleichtern alles andere als die Illusion eines Technokraten.
Nur bleibt diese Erleichterung nicht langfristig erhalten, weil sich aus den erleichternden Lebensumständen sogleich eine Vermehrungsdynamik speist. Es ist wie ein neu entdecktes Habitat, in das das natürliche Wachstum sogleich hinein drängt.
Aber es gibt doch keinen prinzipiellen Zwang zu dieser Folge.

Er ermöglicht, was vorher nicht möglich war, aber der Aufwand steigt, und durch jeden weiteren korrigierenden Eingriff steigt er weiter.

Was aber nicht an den Werkzeugen liegt, sondern an dem zu dem sie gebraucht werden. Und wohl auch meist von anderen als jenen die sie erschufen.

Ja doch, noch nie in der Menschheitsgeschichte war die Menge zu erledigender Arbeit so gross wie heute.

Die zu erledigenden Arbeit als Gesamtmenge, oder als Anteil für jeden Einzellen?

Sie ist so gross, dass der Anteil an Unerledigtem laufend zunimmt.

Ist das eine Folge von technologischer Unvermeidbarkeit oder entsteht das einfach nur aufgrund von Schludrigkeit oder anderen niederen Motiven?

Ein beliebiges Beispiel; unzählige Schiffswracks mit vollen Tanks liegen auf Meeresgründen, dazu kommen in gewissen Gegenden Munition. Das schlummert da. Niemand kümmert sich drum, obwohl man weiss, dass Metall korrodiert und das Zeug nach und nach ins Wasser gelangt. Das Meer ist gross, ich weiss...

Ok, das ist ein Problem.
Gibt es nun dafür irgendwelche anderen als technische Lösungen?

Es ist nicht nötig, von der Arbeit befreit zu werden.

Na gut, dann sage ich es eben anders: Ich will von jeder Art von Arbeitszwang befreit sein. Wenn das durch etwas anderes als Technologie gewährleistet werden kann, ohne dass mir andere Menschen aufgund meiner Arbeitsbefreiung böse Blicke zu werfen, ist mir das ja auch recht.

Was würden die Menschen mit ihrer freien Zeit denn tun?

Ich habe damit kein Problem.

Worin sähen sie noch Sinn?

Überall dort wohin wir den Sinn sähten.

Es würde reichen, ihre Früchte einigermassen (bedarfs)gerecht zu verteilen.

Wohin ich auch schaue kommt es bei dieser Verteilerei nun doch ständig zu Streit.

In der in Klassen segmentierten Welt, in der wir leben, ist das aber nicht vorgesehen.

Und selbst in einer Welt ohne Klassen käme es wohl zu Streit zwischen den Einzelnen.

Nichts dagegen, neue Gemeinschaftsformen auszuprobieren, aber die Zeiten, in denen das zugelassen wurde, sind längst vergangen.

Ich erkenne nicht wieso das heute nicht jederzeit und überall zumindest in Teilaspekten möglich sein sollte. Das einzige was einen daran hindert ist die Psyche und der mangelnde Wille der Menschen.
Wer kann einen denn daran hindern ein Haus mit einem Kollektiv zu bewohnen und dieses dann im Laufe der Zeit auch auf immer mehrer Häuser auszudehnen?

Schon im 19. Jahrhundert wurden ganze Staaten, die sich abzuschotten versuchten ins System hineingezwungen. Beispiele sind Japan, China, Paraguay. Und seitdem ist das System nur hermetischer geworden. Es gibt kein Aussen mehr.

Also spielt man eben mit inneren Zellen herum.

Weltrevolution? I wo, dafür fehlt heute jegliches Bewusstsein für die eigne Klassenlage.

Aber ständig stolpert man über massive Kapitalismuskritik und bei jedem Bericht über eine noch so kleinen auf die Straße gebrachten Gruppe von Unzufriedenen flammt einen die begeisterte Erwartung vom Ende dieses Scheißsystems entgegen.

Die Meisten merken erst, dass sie Proletarier sind, wenn jemand an ihrem Existenzteppich reisst. Und eigentlich nicht mal dann.

Vermutlich habe ich hier im Besitz einer Art von medialer Universaldruck(Textvermehrungs)maschine, also einem mir verfügbaren Produktionsmittel, mit dem ich weltweit kommunizieren kann – wenn es mir denn gelänge, dass irgendwer zuhört – eine völlig falsche Vorstellung von dem, was der Begriff „Proletarier“ nun tatsächlich bedeutet.

Und ach ja, ist es nicht ein starkes Argument dafür, dass es richtig ist wenn ich eine arbeitsfreie Welt will, damit mir eben niemand mehr den Existenzteppich unter den Füßen wegziehen kann?

Dante war Hellseher.

Ja er erkannte, dass der Teufel im Zentrum der Hölle wohnt und man nur an ihm vorbei zum Berg der Läuterung gelangt.

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