Soziale Marktwirtschaft und exponentielles Wachstum sind zwei Paar Schuhe
In einer Marktwirtschaft entscheiden Angebot und Nachfrage, also die Akteure Käufer und Verkäufer über den Preis einer Ware.
Das Gegenstück war die sozialistische Planwirtschaft, als Produktionsmengen und Preise von der Führung festgelegt wurden. Wer das einmal selbst erlebt hatte, dessen Begeisterung hält sich in sehr engen Grenzen.
Der Grund hierfür ist ziemlich einfach:
Während der Markt den Anbieter zwingt auf die Wünsche seiner Kunden einzugehen, wenn sie ihre Waren für einen ordentlichen Preis verkaufen wollen, ist dies dem Planwirtschaftsunternehmen egal. Die müssen nur die vorher festgelegten Produktionsmengen schaffen. Was bei einfachen Waren, wie z.B. Getreide noch unproblematisch ist, wird bei höherwertigen Gütern schnell problematisch.
Das schönste Beispiel ist der Trabbi: Der Trabant 601 war Anfang der 60'er noch durchaus auf der Höhe der Zeit. In den 1990'ern war der hemmunglos veraltet und praktisch unverkäuflich.
Für exponentielles Wirtschaftswachstum reicht es nämlich nicht, wenn wir Jahr für Jahr mehr Kühlschränke, Autos und Häuser bauen als im Vorjahr, sondern dieser Zuwachs selbst muss ständig größer werden.
Für die Götter: Wenn wir mehr "Kühlschränke, Autos und Häuser bauen als im Vorjahr" dann ist auch der Zuwachs größer als im Vorjahr.
Das exponentielle Wachstum wird lediglich für den Zinseszins benötigt. Wer sich Geld leiht, der macht nicht nur ein Geschäft auf die Zukunft und muss die Ausgaben von Heute dann morgen erarbeiten, sondern er hat noch den Zins am Beim. Wer dann noch jeweils neue Kredite aufnimmt, um die alten Kredite zu bezahlen, der befindet sich dann in einer exponentiellen Verschuldungsspirale, wenn diese nicht durch ein entsprechend exponentielles Wachstum aufgehoben wird.
Das Hauptproblem ist, dass Deutschland keine autarke Insel ist, sondern wir Teil eines vernetzten Systems sind. Es ist auch ein Netz von Schulden und Zinsen.
So hat allein der Bund 1.242.780 Millionen € , die Bundesländer 584.809 Millionen € und die Gemeinden 137.458 Millionen € Schulden.
Die Zinszahlungen des Bundes (nein, keine Tilgung) sind 17,5 Mrd € im aktuellen Bundeshaushalt und ~ 2,5 Mrd € für NRW. Von den 17,4 Mrd € sind 15,6 Mrd € Zinsen für Bundesanleihen und das bei geschmeidigen 0,2%. Länder, wie Australien blechen 2,1%, Griechenland 3,64% und ein Brasilien gar ~10% für eine 10-jährige Anleihe.
Müßten wir den Zinssatz von Australien zahlen, dann wären die Zinszahlungen der größte Posten im Bundeshaushalt. Müßten wir wie Brasilien latzen, dann wären alle anderen Ausgaben bei maximal 1/3 der Zinszahlungen. Da der ganze Zauber ja irgendwie gegenfinanziert werden müßte, bekämen wir eine immer größere Neuverschuldung zu immer höheren Zinsen, da auch massive Steuern solche Löcher kaum schließen könnten.
Ganz nüchtern ausgedrückt: Wir hängen massiv vom Vertrauen der Investoren in unsere Zahlungsfähigkeit ab.
Gibt man viel Geld für zusätzliche Sozialleistungen aus, so sinkt dieses Vertrauen.
Wir können uns freuen den Euro zu haben, denn z.B. in GB haben solche Vertrauensschwankungen direkt eine Auswirkung auf das Pfund. D.h. das eigene Geld/Vermögen ist plötzlich weniger wert, nur weil die Sozialausgaben erhöht wurden.
Wer ernsthaft glaubt, über höhere Sozialausgaben die "Wirtschaft anzukurbeln" und gar eine schwarze Null oder sogar ein Plus zu erzielen, der sollte sich einmal vor Augen führen, dass der Konsum-Euro ganz schnell in die Herkunftsländer der Waren entschwindet und dies ist kaum noch Deutschland.