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  • Prendi

mehr als 1000 Beiträge seit 28.10.2004

Re: Berechtigte Frage...

niehei schrieb am 24.04.2016 12:25:

Einen Vorteil von Kapitalgesellschaften sehe ich auch darin, dass sie ungehemmt Geld für Versuche etwa in startUps herausblasen können, nur weil Utopisten glauben dies oder jenes könnte funktionieren. Manchmal tut es das nämlich. Diesen Innovationsmotor sollte man (so dekadent er ist) nicht verlieren, aber man könnte ihn ohne weiteres durch Bürgerkapitalgesellschaften ersetzen. Etwa in dem ein Teil der Umverteilungs- und Geldneuschöpfungsmasse direkt an die Bürger ausgegeben wird, unter der Maßgabe, dass sie es in wünschenswerte Projekte "investieren".

Das Geld selber ohne Investoren zur Verfügung stellen ist doch aber gar nicht das Problem. Das kann jede andere Organisation mit genug Geld - wie z.B. der Staat - auch. Mit deinem Ansatz zerstörst du aber gerade das wichtigste Element der "Investitionsmaschine", nämlich die Risikobewertung und -abschätzung. Gerade das brauchen wir aber dringend, um das Verhältnis von fehlgeschlagenen zu erfolgreichen Startups zu verbessern.

Gute Investoren sind sehr gut darin, sowohl die Personen der Gründer als auch den möglichen Erfolg des zu gründenden Unternehmens abzuschätzen (einfach weil schlechte Investoren schnell pleite gehen, und dann hauptsächlich die guten übrig bleiben). Und sie nehmen sich die Zeit, diese Bewertungen gewissenhaft vorzunehmen, eben weil die Entscheidung einen großen Einfluss hat. Die Gesamtbevölkerung hat dagegen weder die Zeit noch die Erfahrung, diese Entscheidung ebenso gut zu treffen. Und während Investoren sich heute persönlich mit den Gründerteams treffen, um offene Frage zu klären und die Gründer kennenzulernen, besteht diese Möglichkeit bei einem demokratisierten Prozess mit Millionen von Geldgebern nicht.

Das würde die Sache demokratisieren und auch Entwicklungen begünstigen (etwa Nischenmedikamente) die heute stets hinten runter fallen, weil zu unprofitabel."[/i]

Aber das ist doch auch mehr oder weniger sinnvoll. Ein Medikament ist dann profitabel, wenn es eine möglichst schwere Erkrankung im Vergleich zu existierenden Ansätzen (falls vorhanden) möglichst wirksam bekämpft. Und genau die sollten wir zu erst erforschen.

Das die Demokratisierung hier keine für die Gesellschaft guten Ergebnisse liefert, kann man z.B. am Ice Bucket Challenge sehen. Durch diesen sind die Investitionen und Spenden für die Suche nach Mitteln gegen ALS massiv gestiegen sind, dabei wurden aber schlimmere und weiter verbreitete Krankheiten aber ignoriert oder sogar finanziell benachteiligt.

Es würde letztlich zu einer Art bürger/staatsfinanziertem Unternehmertum kommen, das dennoch quasi privat agieren könnte, wobei die Zielsetzung eben nicht auf "Geld verdienen" beschränkt sein muss, es hätte u.U. oft schlichten Projektcharakter, etwa "Entwicklung eines Medikamentes für die Krankheit xyz", selbst Grundlagenforschung könnte man auf diese Weise finanzieren (geeignete Vermittlung vorausgesetzt).

Wenn die Maßgabe für die Finanzierung nicht mehr ist "muss sich wirtschaftlich tragen können", sondern nur noch "muss von genug Menschen gemocht werden", begünstigst du Organisationen die gut klingen gegenüber Organisationen, die gesellschaftlich wichtiges Leistung erbringen.

Kaum einer von uns schafft es auch nur, die rund 600 Parlametarier der Bundestages inhaltlich zu verfolgen und alle viel Jahre fair anhand ihrer Leistung zu bewertet. Ich sehe nicht, wie es uns dann als Bürger gelingen sollte, hundertausende von Unternehmensideen zu bewerten, und das Wirken der resultierenden Unternehmen über Jahre zu verfolgen und zu bewerten.

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